: St. Pauli darf keine Karten an Hansa-Fans vergeben
RISIKOSPIEL Das Oberverwaltungsgericht Hamburg greift in die DFB-Hoheit ein. Das ist ein Novum
Es bleibt dabei: Fußball-Zweitligist FC St. Pauli darf für das Heimspiel am Sonntag gegen Hansa Rostock den Gäste-Fans keine Eintrittskarten zur Verfügung stellen. Das entschied am Montag das Oberverwaltungsgericht Hamburg. Es wies die Beschwerde des FC St. Pauli gegen die erstinstanzliche Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg zurück.
Zuvor hatte die Hamburger Polizei dem Klub untersagt, 2.500 Sitz- und Stehplatzkarten an Gäste-Anhänger abzugeben. Vorschläge für eine gütliche Einigung seien nicht von allen Beteiligten akzeptiert worden, teilte das Gericht am Montag mit.
Dieser Eingriff in die Hoheit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist ein Novum. Nach mehreren brutalen Auseinandersetzungen zwischen Fans beider Lager sehen Polizei und Justiz zur Abwendung neuerlicher Randale keine andere Möglichkeit. Das Oberverwaltungsgericht beurteilt die eher wirtschaftlichen Belange des FC St. Pauli sowie Hansa Rostocks immaterielles Interesse in dem wichtigen Auswärtsspiel als nachrangig gegenüber den erheblichen Gefahren für die öffentliche Sicherheit an. Nach den Erfahrungen sei mit konkreten Gefahren für Leib und Leben Dritter zu rechnen.
Der FC St. Pauli will gerichtlich dagegen vorgehen, dass staatliche Organe in die Belange von Fußball-Vereinen eingreifen: „Unsere Beschwerde ist zwar zurückgewiesen worden, aber wir haben durch den Beschluss klare Hinweise erhalten, die uns optimistisch stimmen, dass die grundlegenden Rechtsfragen im Klageverfahren in unserem Sinne entschieden werden“, sagte St. Paulis Vizepräsident Bernd-Georg Spies. Diese Entscheidung habe nicht nur Einfluss auf den FC St. Pauli, sondern auf den Fußball in Deutschland.
Die Fan-Szene Rostock e.V. hat eine „Demonstration gegen polizeiliches Kartenverbot“ angemeldet. (dpa)