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Archiv-Artikel

Mit dem Kopf alleingelassen

PROZESS Ein Tätowierer hat vor dem Landgericht den grausamen Mord an einem Kollegen gestanden. Er hatte das Opfer mit 52 Beilhieben getötet

Neun Monate nach dem Tod eines Tätowierers, der mit Beilhieben getötet wurde, hat ein US-Amerikaner die Tat gestanden. Über seinen Anwalt erklärte der 30-jährige Tattookünstler am Montag vor dem Landgericht: „Ich habe viel nachgedacht, die Tat ist auch mir nicht erklärbar.“ Beide Männer hätten „gesoffen und sich geprügelt“, sagte der Verteidiger. Der Angeklagte erinnere sich nur bruchstückhaft.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Mord aus Grausamkeit vor. Im Juli 2011 habe der 30-Jährige seinem Kollegen mit einem Beil „gefühllos und unbarmherzig 52 teils schwerste Verletzungen zugefügt“. Dem noch lebenden Opfer habe er den Kiefer gespalten, um es zu quälen, so der Staatsanwalt.

Die Leiche hatte der Angeklagte in der Wohnung seiner damaligen Verlobten in Oberschöneweide zersägt, in Rollkoffern zur Spree transportiert und versenkt. Den Kopf hatte die Frau auf ihrem Weg zur Berufsschule in den Schäfersee geworfen. Nach und nach wurden die Leichenteile des Österreichers gefunden. Er konnte durch seine Tattoos identifiziert werden.

In Saal 700 des Kriminalgerichts äußerte sich der Angeklagte nur zu seinen Personalien selbst. Er saß reglos in der Anklagebox, als sein Anwalt in seinem Namen den Bruder des Opfers um Vergebung bat. Das Gericht bat er um eine gerechte Strafe. Sein „teuflisches Alkoholproblem“ wolle er „besiegen“.

Die Exverlobte gestand die Beteiligung. Die 22-Jährige erklärte über ihre Anwältin: „Er hat mich mit dem Kopf alleingelassen.“ Sie habe Angst gehabt, dass ihr auch etwas angetan werde. Sie sei bis heute in psychiatrischer Behandlung und lebe nicht mehr in Berlin. Das Gericht stellte ihr Verfahren wegen Strafvereitelung gegen Zahlung von 1.000 Euro Geldbuße ein. (dpa)