AKTION ZUM HOLOCAUST-GEDENKTAG
: Stolpersteine polieren, an Schicksale erinnern

Der 25 Jahre alte Christian wird die Geschichte von Paul Israel Kuttner erzählen, der am Kurfürstendamm 72 gewohnt hat. 1942 wurde er von den Nazis nach Theresienstadt deportiert, ein Jahr später ermordet. Heute erinnert ein „Stolperstein“ an den Berliner Juden – einer von rund 3.500 Steinen, die es mittlerweile in der Stadt gibt.

Christian ist Mitglied der Initiative Juga „Jung, gläubig, aktiv“, in der sich muslimische, christliche und jüdische Jugendliche interreligiös austauschen. Am heutigen Holocaust-Gedenktag wollen sie an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Bei der Kundgebung um 17 Uhr am Adenauerplatz werden auch der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, der evangelische Berliner Landesbischof Markus Dröge und der Vorsitzender der Berliner Sehitlik-Moschee, Ender Cetin, sprechen.

Unter dem Motto „Wir bringen Stolpersteine zum Glänzen“ ist danach ein Gedenkmarsch geplant, bei dem die Jugendlichen die Stolpersteine auf dem Ku’damm und in den Seitenstraßen putzen. Dabei erzählen sie die persönlichen Geschichten der Menschen, deren Namen in die Steine eingraviert sind.

„Wir wollen auf die Einzelschicksale aufmerksam machen und rufen dazu auf, nicht über die Steine hinwegzugehen, sondern stehen zu bleiben und sich zu erinnern“, sagt die 18 Jahre alte Anna Anderson Hercher, die die Jüdische Oberschule besucht. Sie findet insbesondere den jüdisch-muslimischen Dialog wichtig und ist deshalb Mitglied bei Juga. Die 23 Jahre alte Betül, gläubige Muslima, sagt: „Wir wollen ein Zeichen gegen rechtsextreme Gewalt setzen.“

Juga wurde vergangenes Jahr gegründet. Träger ist die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie. AMO