Vom Kap zum Kontinent der guten Hoffnung

In Kapstadt tagte das Weltwirtschaftsforum zu Afrika und versprühte Optimismus. Der Konsens: Afrika hat Chancen. Sie liegen nicht in Entwicklungshilfe, sondern in Investitionen

KAPSTADT taz ■ Von einem „Neuanfang“ war die Rede, Optimismus und Leidenschaft prägten die Debatten sowie Aufrufe zu Selbsthilfe und frischen Initiativen. Der dreitägige Afrikagipfel des Weltwirtschaftsforums von Davos, der gestern im südafrikanischen Kapstadt zu Ende ging, stand ganz im Zeichen der Afrikapläne der britischen „Commission for Africa“, die Tony Blair im Juli auf dem G-8-Gipfel verabschieden will. „Afrika ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und erwartet vom G-8-Gipfel konkrete Ergebnisse“, hieß eine oft wiederholte Botschaft der Tagung, an der über 350 afrikanische Unternehmen und viele Regierungen teilnahmen.

Für Südafrikas Präsident Thabo Mbeki ist Blairs Empfehlung zentral, die internationale Entwicklungshilfe bis 2010 um jährlich 25 Milliarden Dollar heraufzuschrauben. Im Ziel der Erhöhung seien sich die G-8-Länder einig; wie sie es erreichen, sei ihre Sache. Er erwarte praktische Lösungen und einen Schuldenerlass, sagte Mbeki, gerade zurück von US-Präsident George W. Bush, der bereits seine Unterstützung zugesichert habe.

Aber in Kapstadt ging es nicht nur um Finanzen, sondern hauptsächlich um neue Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Staat. Die Zeiten waren nie günstiger als heute, meinte Lazarus Zim, Hauptgeschäftsführer des südafrikanischen Bergbaukonzerns Anglo-American: „Afrika erhält im Augenblick erhöhte Aufmerksamkeit weltweit, und das muss genutzt werden. Die Privatwirtschaft hat begonnen, Partnerschaften im öffentlichen Sektor auszubauen, denn Entwicklungshilfe ist nur eine vorübergehende Phase.“

Die politische Landschaft Afrikas habe sich im vergangenen Jahrzehnt dramatisch verändert. „Es gibt mehr Demokratien als je zuvor, und Afrikas Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um 5 Prozent.“ Um daraus 7 Prozent zu machen – nach allgemeiner Meinung die Untergrenze des Wachstums, das zu einer deutlichen Verringerung der Armut nötig ist – müssen aber noch einige Blockaden überwunden werden. Nicht nur wird das Investitionsklima durch Tarif- und Importbestimmungen erschwert. Auch Bürokratie und Korruption sind noch zu mächtig. Aber all diese Dinge seien zu ändern.

Einheitlicher Tenor der Geschäftsleute: Es muss schneller gehen. Zugang zu Kapital muss vereinfacht werden. Bestehende panafrikanische Entwicklungspläne wie die 2001 von der Afrikanischen Union beschlossene Nepad (Neue Partnerschaft zur Entwicklung Afrikas) geben eine Vision vor, doch stärkere politische Führung wird gefordert. Dann könne auch die Wirtschaft folgen: Investitionen in Eisenbahnverbindungen, Hafenerweiterungen, Energie und Wasser – lauter enorme Märkte auf einem Kontinent mit 800 Millionen Menschen, von denen nur 10 Prozent Zugang zu Strom haben, wie Thulani Gcabashe betonte, Geschäftsführer von Südafrikas Stromgigant Eskom. Afrika hat die weltweit höchste Kapitalrendite, aber es genießt international kein Vertrauen. Einzelne Investitionen, zum Beispiel die Aluminiumfabrik Mozal in Mosambik, sind äußerst erfolgreich, aber im Allgemeinen würden Risiken oft zu hoch eingeschätzt.

Konsens in Kapstadt war: Es hängt viel von der Vermarktung ab, wie das für viele asiatische Länder gelungen ist. Die Welt denkt bei Afrika eher an hungernde Kinder denn an Wachstum und Fortschritt – das muss sich ändern. Afrikaner wollen ihr „branding“ nun mit Hilfe einer Arbeitsgruppe innerhalb der Afrikanischen Union verbessern.

MARTINA SCHWIKOWSKI