: Teurer billiger
ENERGIE Der Senat beschließt mit Wirkung vom 1. Januar kommenden Jahres strenge Richtlinien für öffentliche Gebäude, um Geld zu sparen
Bremen gibt für den Bau und die Sanierung seiner öffentlichen Gebäude vom 1. Januar 2010 mehr Geld aus, um Geld zu sparen. Das klingt paradox, ist aber schnell erklärt: Sowohl bei Neubauten und bei Sanierungsmaßnahmen sollen hohe Energiestandards erfüllt werden. Das erfordere laut Bausenator Reinhard Loske zunächst höhere Investitionen als bei der bislang üblichen Bauweise, denen aber die Senkung laufender Energiekosten gegenüberstehe.
Selbst über die ab Oktober 2009 strafferen Mindeststandards der Bundes-Energieeinsparverordnung (EnEV) sollen die bremischen Standards hinausgehen: Bei Teilsanierungen bestehender Gebäude müssten die sanierten Bauteile um 25 bis 50 Prozent unter den zulässigen Höchstwerten der EnEV liegen; Gesamtsanierungen müssen den so genannten Niedrigenergiestandard erfüllen – also eine Senkung der Kohlendioxid-Emissionen um 20 Prozent. Neubauten werden gemäß der Richtlinie als Passivhäuder errichtet, was einer Kohlendioxid-Minderung um 50 Prozent entspricht.
Loske erwartet bei steigenden Energiepreisen Einsparungen von bis zu 50 Prozent. Das Ressort sei dabei von einer eher moderaten Steigerung der Preise für Öl, Gas, Strom und Fernwärme ausgegangen. Je höher die Preise stiegen, desto schneller amortisierten sich die Investitionen. Der Senat sieht in der gestern beschlossenen Richtlinie einen Beitrag zum Klimaschutz, Entlastung für die öffentlichen Finanzen und hofft auf positive Effekte vor allem für regionale Handwerksbetriebe. Für Gebäude, die für bremische Behörden und Einrichtungen angemietet sind, hofft Loske auf „Rückendeckung durch die neue Richtlinie für die Marktmacht“: Behörden als Mieter mit langfristigen Mietverträgen könnten Druck auf die Eigentümer nach energetischer Sanierung ausüben. Überhaupt hofft Loske auf Nachahmer: Der Senat gehe mit gutem Beispiel voran und tue, was er auch von anderen Hauseigentümern erwarte.
Damit auch bereits geplante Baumaßnahmen bis Ende 2011 die neuen Standards erfüllen, macht die Finanzsenatorin bis zu 3,5 Millionen Euro zusätzlich locker. Dadurch soll sichergestellt werden, dass es, so Loske, „nicht zu einer Konkurrenz um die Vergabe der Mittel kommt, sondern alle Maßnahmen wie geplant realisiert werden können“. Für den Bau ausgerechnet einer der mutmaßlich größten Energieschleudern kommt der Beschluss allerdings zu spät: Das Klinikum Mitte wird noch in alter Bauweise erbaut, also nicht im Passivhausstandard. FEZ