: Weiterhin grüne Sicht auf den Stadtwerder
BAUMSCHUTZ Der Beirat Neustadt begrüßt die Versicherung des Bausenators, keine Bäume im Neubaugebiet an der Kleinen Weser abzuholzen. Damit ist die Idee von einer „Sichtachse“ vom Tisch
Michael Riecher, Bürgerinitiative „Kleiner Stadtwerderwald“
Das war ein guter Tag für die Bürgerinitiative „Kleiner Stadtwerderwald“: Der Neustädter Beirat hat zugestimmt, den Grüngürtel an der „umgekehrten Kommode“ auf dem Stadtwerder vor der Kettensäge zu bewahren.
Vor drei Jahren wollte das Bauressort hier über 70 Bäume abholzen, um Bewohnern des Neubaugebiets an der Kleinen Weser bessere Sicht und besseren Zugang zum Wasser zu gewähren.
Seitdem kämpft die Bürgerinitiative (BI) wacker für jeden einzelnen dieser Bäume. Der damalige Bausenator Reinhard Loske (Grüne) legte aufgrund der massiven Proteste die Entscheidung in die Hände des Beirats, und der wiederum reagierte mit einem Moratorium.
Vor zwei Monaten nun trafen sich Vertreter des Bausenators, der BI, Anwohner, Ortsamtsleiter und ein Beiratsmitglied zu einer Abstimmung mit dem Ergebnis, auf die geplante 30 Meter lange Sichtachse zu verzichten.
„Wir haben auf unserer letzten Sitzung nichts anderes getan, als uns der Stellungnahme des Bausenators anzuschließen“, sagt Jens Oppermann (SPD), stellvertretender Beiratssprecher. Er ist offensichtlich genervt: „Die BI hat immer von Schneisen gesprochen und ein Szenario konstruiert, das es nie gab“. Die „polemische Art“, mit der die Baumschützer ihre Interessen vorgetragen hätten, sei „unnötig“ gewesen. „Laut BI sollten mehrere Lichtungen geschlagen werden, dabei hätte es sich um eine einzige Sichtachse gehandelt.“
Die ist jedenfalls nun vom Tisch, und das verbucht Michael Riechers von der Bürgerinitiative als Erfolg des Neustädter Bürgerwillens. Dieser habe sich bereits vor drei Jahren in fast 8.000 Unterschriften manifestiert, die die BI gesammelt habe.“
Die Stadtteilbewohner empfinden das Wäldchen laut Riechers als „grüne Lunge der Neustadt“, und auch die Anwohner der Neubaugebiete Riva I und Riva II hätten kein Interesse an einer Rodung: „Sie finden den Blick ins Grüne genauso schön wie den Blick aufs Wasser.“
Laut BI hat der Beirat auch zugestimmt, vier Gehwege so anzulegen, „dass keine Bäume gefällt werden müssen“ – eine weitere Behauptung, die Jens Oppermann auf die Palme bringt: „Es war von vornherein nicht geplant, dort Bäume zu fällen!“
Riechers hingegen freut sich:„Bis auf die Sache mit dem Zaun“, sagt er, „ist alles zu unserer Zufriedenheit geklärt.“ Den Zaun, der das Neubaugebiet vom Grün trennt, möchte die BI solange stehen lassen, bis hohe Hecken das Untergehölz vor wildem Betreten schützen. Dieser Punkt, so Jens Oppermann, sei noch nicht im Beirat diskutiert worden. „Aber ich finde, ein Zaun gehört nicht in den Wald!“ SCHN
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