: Druck von außen
betr.: „Gysi mit Sprengkraft“, Kommentar von Robin Alexander, taz vom 4. 6. 05
Dieser Artikel ist einer von vielen, der offensichtlich Stimmung machen will gegen die sich gerade (hoffentlich) formierende Linke in Deutschland. Auch Ihre Zeitung vermittelt dem Leser den Eindruck, er habe nur die Wahl zwischen „Pest und Cholera“, und es gäbe keine Alternative zu dieser neoliberalen Politik des Lohndumping, des Sozialabbaus und der sich stetig mehr öffnenden Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland! Man fragt sich schon manchmal, ob da wohl Methode hintersteckt, wenn die Medienlandschaft in Deutschland kollektiv in das gleiche Horn bläst. Mich ärgert die Polemik, mit der engagierte Politiker und viele engagierte Mitbürger dieses Landes, die sich ernsthaft um die Entwicklungen in diesem Lande bemühen und sorgen, bedacht werden. Sie haben einen öffentlichen Auftrag, und ich finde, Sie sollten sich um Objektivität bemühen und vor keinen Karren spannen lassen! CHRISTA FROHN, Wassenberg
Robin Alexander schreibt, dass eine Alternative zum neoliberalen Zeitgeist bisher nur leeres Gerede sei und dass der Gegner dann Rot-Grün wäre.
Nein, der Gegner wäre die Bundestags-Einheitsfraktion SPD/Union/Grüne/FDP, die mehr oder weniger verlogen als Handlanger der Herrschenden den Sozialstaatsabbau durchpeitschte. Im rot-grünen Lager befindet sich viel zu viel Neoliberalismus, um von sich aus reformfähig zu sein. Deshalb muss Druck von außen kommen, um den verheerenden Auswirkungen dieses neoliberalen Zeitgeistes halbwegs Paroli zu bieten. WOLFGANG HÖRNER, Berlin
Lieber Robin Alexander, du siehst also nach wie vor keine Perspektive für ein „Linksbündnis“. Unterhalt dich doch mal mit deinem Kollegen Chr. Semler über die Perspektiven und Notwendigkeiten einer linken Zusammenarbeit. Wer soll denn im nächsten Bundestag gegenüber schwarz-gelb glaubwürdig Druck für eine sozialere Republik machen? SPD und Grüne? Traust du ihnen einen radikalen Kurswechsel zu oder glaubst du, dass ihnen das in den nächsten Jahren jemand abnehmen wird? Dass ohne die Drohung mit so einer „sozialen Wahlkonkurrenz“ die Gegner des neoliberalen Mainstreams in SPD, Grünen und in den Sozialausschüssen der CDU/CSU große Chancen haben gegen die Merz’, Clements und Scheels?
HORST SCHIERMEYER, Zittau
Intelligent, zügig, den Medienkulissen vertrauend, der Robin A.. “… Die Linkspartei würde nicht von der Hoffnung auf eine andere, gerechtere Zukunft zusammengehalten, sondern von Enttäuschungen der Vergangenheit …“ … wohl weil Robin der A. nix und niemanden (Thema oder Typ B.) kennt, der ihm erklären könnte, dass Friedens-, Gerechtigkeits- und Sprachideen seit Platon nicht untergegangen, nur schon mal verschüttet wurden, wie z. B. griech. oder sonstige kulturelle Urgründe durch Fluten, Kampagnen, Kriege oder Gittertorerlebnisse oder Siege (der Falschen, der Zocker).
ANTONIUS REYNTJES, Recklinghausen
Es muss ja nicht jeder, nicht einmal jeder Linke, vor Freude gleich an die Decke springen, wenn es gelingt, dass sich WASG, PDS und vielleicht noch weitere Linke für die Bundestagswahl einigen und mit zwei Persönlichkeiten antreten, die für viele Wähler ein Symbol für einen erfolgreiches Projekt sind. Aber man könnte ein paar sachliche Argumente verlangen statt nichtssagende Phrasen. Für mich ist eine „Alternative zum neoliberalen Zeitgeist“ kein leeres Wort.
Alexander schreibt weiter, dass die Linkspartei „nicht von der Hoffnung auf eine andere, gerechtere Zukunft zusammengehalten“ werde, „sondern von Enttäuschungen der Vergangenheit“. Jede Hoffnung basiert auf Enttäuschungen, wo liegt der vermeintliche Gegensatz? Und woher weiß Herr Alexander so genau, was diese Linke zusammenhält? Die Linke in Deutschland ist (zumindest sehen es Insider so!), was ihre Ziele betrifft, ein ganzes Stück weiter als das, was Robin Alexander in polemischer Absicht unterstellt.
ALOIS STIEGELER, Bünde
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