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Archiv-Artikel

DER KAMPF GEGEN DIE ARMUT DIENT DER PROFILIERUNG EINIGER POLITIKER Wettkampf der Gutmenschen

So viel Aufmerksamkeit hat Afrika noch selten erfahren. Endlich hat die Welt begriffen, dass ein ganzer Kontinent vom Wachstum der restlichen Welt abgekoppelt ist. Und dass für schnelle Lösungen, etwa beim Massensterben an Aids, viel Geld aus dem wohlhabenden westlichen Ausland nötig ist.

Das ist der Eindruck, den Politiker aus den reichen Ländern vermitteln wollen. Tatsächlich jedoch ist der Kampf gegen die Armut reine Selbstdarstellung einiger Regierungschefs, die sich damit für internationale Posten empfehlen oder von den Problemen im eigenen Land ablenken wollen.

So ist die Halbwertzeit medienwirksam vorgebrachter Finanzierungszusagen der Regierung Bush in Sachen Entwicklungshilfe bekannt. Dass ein großer Teil der 2002 in Monterrey angekündigten Erhöhung bisher nicht stattfand, wird über die Botschaft „Die tun ja auch Gutes“ schnell vergessen. Es steht zu befürchten, dass die jetzt versprochenen 674 Millionen Dollar zur Finanzierung eines Schuldenerlasses ebenfalls eine Eintagsfliege bleiben werden. Oder durch Buchungstricks von der Entwicklungshilfe abgeknapst werden. Ähnlich unwahrscheinlich ist, dass Tony Blairs ehrgeiziger Afrika-Plan zustande kommt. Auch der britische Premier kann die nötigen Milliarden nicht aus dem eigenen Haushalt finanzieren. Im Übrigen hat Labour mittlerweile die Wahlen gewonnen. Und mehr als 80 Prozent der Briten halten den Plan für überflüssig, was Blairs Eifer nach seinem Auftritt beim G-8-Gipfel dämpfen dürfte.

Das Afrika-Interesse des deutschen Kanzlers hing immer mit seinem Wunsch nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zusammen. Je weniger wahrscheinlich dessen Erfüllung wird, desto schneller dürfte der arme Kontinent wieder von der Agenda verschwinden. Klugerweise halten sich die Deutschen mit konkreten Geldversprechen zurück. Bei der derzeitigen Haushaltslage ist klar, dass für Entwicklungshilfe kein Cent mehr drin ist. Bleibt die Hoffnung, dass einige Länder auch ohne G-8-Konsens neue Finanzierungswege gehen. Eine freiwillige, nicht zu niedrige Abgabe auf Flugtickets wäre ein erster Schritt. KATHARINA KOUFEN