: Das letzte Flimmern
ENDE 1939 stellten die Nazis auf der Funkausstellung den Volksfernseher vor – und verschmähten ihn. Folgt dem Comeback in den 50ern jetzt der Fall?
Natürlich ist das erste Fernsehgerät älter als der abgebildete Einheits-Fernseh-Empfänger E1, der vor 70 Jahren auf der damals unter „Große Deutsche Funk- und Fernsehausstellung“ firmierenden Technikschau in Berlin vorgestellt wurde. Doch mit dem von der Reichsrundfunk-Gesellschaft des NS-Regimes auf der IFA-Vorläufer-Schau präsentierten Gerät hatte beinahe der Beginn des TV-Zeitalters begonnen: In Großserie gebaut, sollte der E1 für verhältnismäßig günstige 650 Reichsmark zu haben sein. Doch dann überzog Deutschland Europa mit Krieg, die Fernsehtechnik wurde von den Militärs gebraucht – in ihrer Propaganda setzten die Nazis lieber auf die etablierten Medien Presse, Film und Radio. Die wenigen gebauten Exemplare des E1 überlebten im Museum.
Richtig los ging es mit dem Fernsehen erst wieder ab Mitte der 1950er-Jahre; auf der IFA 1967 drückte Bundeskanzler Willy Brandt den berühmten Knopf fürs Farbfernsehen (es war ein Fake), 2007 drückte RBB-Intendantin Dagmar Reim die Fernbedienungstaste für das HDTV-Testprogramm (es war zwar kein Fake, klappte dafür aber nicht).
70 Jahre nach seinem Schnelldurchbruch ist das Fernsehgerät heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – noch: Denn das TV-Gerät als Solitär, das nur Fernsehen kann, hat ausgedient. Schon heute empfangen Bildschirme vom PC bis zum Smartphone TV-Signale oder Internetstreams. Nicht mal als Gebührenbemessungsgrundlage taugt es noch. Arme GEZ. STG