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Archiv-Artikel

Hochschulen gegen Gebühren

Die Fachhochschule Dortmund weigert sich, die von CDU und FDP geforderten Studiengebühren zu erheben. Ähnliche Pläne werden auch an den übrigen NRW-Unis diskutiert. CDU: „Selbst Schuld“

VON MIRIAM BUNJES

An der Dortmunder Fachhochschule (FH) soll Studieren kostenlos bleiben. „Wir halten Studiengebühren für unsozial. Wenn wir uns weigern können, weigern wir uns“, sagt FH-Sprecher Jürgen Andrae. „Und zur Zeit sieht es so aus, als könnten wir uns weigern.“

Tatsächlich sehen die Pläne von CDU und FDP zur Hochschulpolitik vor, dass die NRW-Universitäten und Fachhochschulen Studiengebühren von bis zu 500 Euro selbst erheben und verwenden können. Oder eben nicht.

„Selbstverständlich können Hochschulen auch entscheiden, gar keine Gebühren zu erheben“, sagt der wissenschaftspolitische Sprecher der NRW-CDU, Manfred Kuhmichel. „Damit nehmen sich diese Verweigerer allerdings selbst die Grundlage, ihre Forschung und ihre Lehre verbessern.“ Wenn Hochschulen wie privatwirtschaftliche Unternehmen funktionieren, bemühen sie sich allein wegen der finanziellen Konkurrenzsituation um mehr Qualität – so die schwarz-gelbe Logik: Je mehr Studierende, desto mehr Geld. „Nur so kommen wir aus der Bildungsmisere heraus“, ist Kuhmichel überzeugt.

Dass Studierende ohne reiche Eltern von dem geplanten Gebührenmodell benachteiligt werden, glaubt der CDU-Bildungsexperte nicht. Bafög-EmpfängerInnen seien schließlich von den Gebühren ausgeschlossen, ansonsten bestünde die Möglichkeit, den Universitäten das Geld nach dem erfolgreichen Berufseinstieg zurückzuzahlen. „Ein Studium wird zukünftig etwa 5.000 Euro kosten. Das kann sich eigentlich fast jeder leisten“, sagt Kuhmichel.

Davon sind die Vertreter der Hochschulen im Land offenbar weniger überzeugt. „Insbesondere im Ruhrgebiet können viele sowieso nur studieren, wenn sie nebenbei arbeiten“, sagt Josef König, Sprecher der Ruhruniversität Bochum. „Allgemeine Studiengebühren werden diese ärmeren Menschen noch mehr von einem Studium abschrecken.“ Der Senat der Ruhruniversität hat deshalb im vergangenen Jahr beschlossen, nur dann Gebühren für ein Erststudium zu erheben, wenn das Stipendiensystem so ausgebaut wird, dass „niemand aufgrund seiner sozialen Lage benachteiligt wird“.

Entsprechende Senatsbeschlüsse wurden auch an anderen nordrhein-westfälischen Hochschulen gefasst. Vor allem an den großen Universitäten in Duisburg/Essen, Köln, Bielefeld und Münster haben sich die Leitungsgremien gegen allgemeine Studiengebühren ausgesprochen. Allerdings gibt es noch keine Beschlüsse wie die der Dortmunder Fachhochschule. Man wolle erst die Koalitionsverhandlungen abwarten, heißt es aus der Universität Köln. Auch die gebührenkritische Uni Münster hält sich bedeckt. „Prinzipiell stehen wir natürlich zu dem Senatsbeschluss“, so eine Sprecherin.

Als einzige gebührenfreie Hochschule im Bundesland wäre die Fachhochschule Dortmund von einer „nicht zu bewältigenden Studentenflut“ konfrontiert, glaubt Jürgen Andrae. Er hofft, dass demnächst Gespräche zwischen den verschiedenen Hochschulleitungen stattfinden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die einzige Hochschule sind, die das schwarz-gelbe Modell ablehnen.“

Das hoffen auch die im Aktionsbündnis gegen Studiengebühren engagierten Studierenden-Vertreter. Denn die glauben nicht an die Sozialverträglichkeit des schwarz-gelben Gebührenmodells. „In den anderen unionsregierten Bundesländern sind trotz gegenteiliger Wahlversprechen keine neuen Stipendien entstanden“, sagt Sascha Vogt vom Aktionsbündnis. Allerdings fürchtet er, dass auch Gebühren-Verweigerer wie die Fachhochschule Dortmund früher oder später dem Druck der leeren Kassen nachgeben müssen.