piwik no script img

Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Auf dem Aschehaufen der Irrtümer

■ betr.: „Anti-Diät-Tag: Schwer belastet“, taz vom 5./6. 5. 12

Nein, liebe taz, dass Dicksein allein eine Mode- oder Geschmacksfrage sei, ist längst auf dem Aschehaufen der Irrtümer gelandet. Auch wenn Frau Professor Barlösius das Gegenteil behauptet.

Die Nurses Health Study (www.channing.harvard.edu/nhs) mit 75.000 Krankenschwestern über 40 Jahre hat eindeutig belegt: Jeder Punkt (3,5 Kilogramm) Body Mass Index über 22 (= 60 Kilogramm bei 1,65 Meter) erhöht bei Frauen das Risiko für schwere chronische Erkrankungen nach dem 50. Lebensjahr um 5 Prozent: Brustkrebs, Darmkrebs, Herzerkrankungen, Diabetes, Hypertonie, Schlaganfall, Gelenkerkrankungen, Augenerkrankungen (Katarakt, Zentrale Erblindung/Makuladegeneration).

Und das soll bedeutungslos sein? Das sind 90 Prozent der Diagnosen in unserem Gesundheitswesen.

Schön für uns Ärzte und die Pharmaindustrie (Insulin, Chemo, Blutdruckmittel, Rheumamittel, Cholesterin!), wenn ihr alle fein dick seid! Die Dicken haben recht, wenn sie deprimiert sind. Sie sind, schon seit fetalen Tagen Opfer der umfassenden Zuckerexposition, die allgemein gern für harmlos deklariert wird. Früh geprägte Geschmacksvorlieben behindern sie. Mein Beileid!

Die Krankenschwestern und andere haben uns belehrt: keine Gewichtszunahme nach dem 18. Lebensjahr! Runter vom Zucker und runter vom Gewicht: 20 Gramm am Tag bedeutet 70 Kilo in 10 Jahren. Rauf oder runter. Jeder kann’s nachrechnen! Diskriminierung nein, aber Hilfe: Ja! FRIEDERIKE PERL, Stuttgart

Ackerland geht verloren

■ betr.: „Es muss nicht immer Mais sein“, taz vom 5./6. 5. 12

In diesem Artikel stellt ihr bunte Wildblumenwiesen als die Energiepflanzen der Zukunft vor. Es ist ja schön, weniger Monokultur und weniger Agrogifte zu haben, nur geht auch bei Blumenwiesensaat bedeutendes Ackerland verloren, das ansonsten zur Ernährung von Menschen beitragen könnte. Insbesondere in Entwicklungsländern führt der Anbau von Energiepflanzen zur Verschärfung der Ernährungsproblematik. Dies vor allem dadurch, dass die Spekulation mit Lebensmitteln oder Ackerland die Grundnahrungsmittel in die Höhe treibt.

Im Jahr 2008 haben Lebensmittelspekulationen nachweislich zu einem Getreidepreisanstieg von 15 Prozent gesorgt! Nur weil Bioethanol und Biogas den großen Profit bringen, werden sie subventioniert und immer bedeutender gemacht, um gleichzeitig die wahre Energiewende auszubremsen! Es bleibt dabei, dass wir nicht um grundlegende Veränderungen bei Mobilitätsgewohnheiten und Energieverbrauch herumkommen! LAURIN BERGER, Königswinter

Nach drei Tagen wieder vergessen

■ betr.: „Wenn die Erinnerungen schwinden“, taz vom 4. 5. 12

Beta-Amyloid-Proteine, Acetylcholin, Tauproteine, Pittsburg Compound B. All das haben medizinische Laien auch ohne Alzheimer nach drei Tagen wieder vergessen. Zur Behandlung bzw. Prophylaxe gibt es nur den Hinweis auf die umstrittenen Cholinesterase-Hemmer. Dabei sind wir zumindest statistisch nicht so hilflos: Ein bis vier Fischportionen pro Woche (gebraten oder gekocht, nicht frittiert) sollen das Alzheimer-Risiko auf ein Fünftel, drei Tassen Kaffee pro Tag auf ein Drittel, kombinierte Einnahme von Vitamin C und E, Ausdauersport, Fremdsprachenlernen, Abbau von Fettleibigkeit, Stressabbau etc. teils erheblich reduzieren. Bitte den nächsten Artikel in der taz über die entsprechenden Studien mit praktischen Anleitungen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil wäre, dass euch die Abonnenten nicht vorzeitig wegdämmern. UDO GRÖNHEIT, Berlin