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Archiv-Artikel

Ein Funke Hoffnung für das südliche Afrika

14 der Länder, deren Schulden erlassen werden, liegen südlich der Sahara. Sie leiden unter Preisverfall für ihre Exportwaren, Misswirtschaft, Naturkatastrophen und Aids

JOHANNESBURG taz ■ Jahrzehntelang sind Kredite an die Länder südlich der Sahara gezahlt worden, Gelder wanderten in die Taschen undemokratischer Regierungen und von Militärregimes. Empfängerländer verschwendeten die Mittel unwirksam, Geberländer förderten eigene Interessen mit ihrer Unterstützung. Bei dem jetzt angekündigten sofortigen Schuldenerlass der G-8-Länder in Höhe von über 40 Milliarden US-Dollar galten gute Regierungsführung, Kampf gegen Korruption und solide Wirtschaftspolitik als Kriterien für die 14 afrikanischen Länder auf der Liste.

Das Beispiel Mosambik

Mosambik zählt zu den ärmsten Ländern mit Auslandsschulden in Höhe von 4,4 Milliarden US-Dollar. 16 Jahre Bürgerkrieg nach Mosambiks Unabhängigkeit von Portugal im Jahre 1975 trugen erheblich dazu bei. Wirtschaft und Sozialstruktur brachen zusammen. Hohe Importkosten und Militärausgaben stürzten das Land in weitere Schulden. Mosambik galt einst als weltweit größter Exporteur von Cashew-Nüssen. Doch in Krisenjahren ging die Produktion erheblich zurück. Neuinvestitionen waren durch Kredite der Weltbank möglich. Doch deren Liberalisierungspolitik nützte nicht Mosambiks Farmern, sondern dem marktbeherrschenden Indien. Die Zuckerindustrie Mosambiks lag ebenfalls brach. In den letzten Jahren hat Mosambiks stabile Regierung einen Marktschutz dieser beiden Exportgüter erreicht. Trotz Schuldenerlassen wie zum Beispiel zwischen 1990 und 1998 von insgesamt einer Milliarde US-Dollar stieg die Neuverschuldung.

Naturkatastrophen wie die schweren Fluten 2000 und 2001 sowie eine Dürre im Jahre 2000 führten zu weiteren Rückschlägen. Doch inzwischen wächst Mosambiks Wirtschaft um 10 Prozent jährlich – bei einer Inflationsrate von 5 Prozent – und das Land setzt auf Auslandsinvestionen.

Das Beispiel Sambia

Sambia galt zu Zeiten der Unabhängigkeit 1964 als eines der reichsten Länder Afrikas mit hohen Einnahmen durch Kupferproduktion. Weltweite Preisstürze dieser Industrie und Missmanagement unter 27-jähriger Einparteienherrschaft führte Sambia in tiefe Armut. Der Übergang zur Mehrparteiendemokratie Anfang des letzten Jahrzehnts war zwar von fundamentalen Wirtschaftsreformen begleitet, doch der Prozess ging zu langsam voran. Korruption, begrenzte Investitionen sowie mangelnder Aufbau weiterer Wirtschaftszweige außer Kupfer ließ die Verschuldung auf 5,4 Milliarden US-Dollar ansteigen. Dürren und Fluten sowie eine hohe HIV/Aids-Rate (einer von fünf Sambiern trägt den Virus) wirken sich negativ aus. Schuldzahlungen des Landes reduzieren Exporteinnahmen um 15 Prozent.

Das Beispiel Malawi

Das Nachbarland Malawi ist noch nicht in die Sofort-Schuldenerlass-Initiative der reichen Länder einbezogen. Es ist mit 2,8 Milliarden US-Dollar hoch verschuldet. Nach drei Jahrzehnten Autokratie entstand erst 1994 eine Mehrparteiendemokratie mit noch ungenügenden Struktur- und Wirtschaftsreformen. Malawis Wirtschaftswachstum ist neben Tee, Zucker und Baumwolle vom Hauptexportgut Tabak abhängig, aber besitzt kaum Anreize für in- und ausländische Investitionen.

Die neuen Chancen

Die afrikanischen Länder sehen Schuldenerlass als Notwendigkeit, um Millenniumsziele wie Hunger und Armut bis 2015 zu reduzieren. Mit Wegfall der Schulden können sie größere Summen ihrer Exportrückflüsse zur Entwicklung der Gesundheits- und sozialen Bereiche stecken und in den Kampf gegen HIV/AIDS einsetzen, eines der größten Hindernisse in der Entwicklung der Länder. Ein wirtschaftlicher Aufschwung würde zu Stabilität und Frieden und damit zu mehr Investitionen im südlichen Afrika beitragen. MARTINA SCHWIKOWSKI