Linkes Zweckbündnis
: Wehen und Geburtsfehler

Da ist von Aufbruch und historischer Chance die Rede, aber die Atmosphäre zwischen den zukünftigen Partnern erreicht allenfalls Kühlkammer-Temperatur. Da ist von Neuer Linker die Rede, doch ist das Personal altbekannt und in Ehren ergraut. Die Wehen dieser Parteiengenese, welche durch die zu erwartenden Neuwahlen als Frühgeburt auf die Welt kommen wird, sind allenthalben spürbar.

Kommentarvon Marco Carini

Die Vereinigung der PDS, deren Basis in den neuen Ländern durch in die Jahre gekommene Alt-Ostalgiker geprägt wird, mit einer von gestandenen Gewerkschaftsfunktionären dominierten Wahlalternative entwickelte auch auf der Hamburger Vereinigungsveranstaltung weder Ausstrahlung noch Charme. Dass an der Spitze zwei begnadete Selbstdarsteller stehen, verheißt zwar Zugang zu Medien und Wahlvolk, hat aber wenig zu tun mit einer aus sozialen Basisprotesten entstehenden, gesellschaftlich verankerten Partei. Bei der Vereinigung der Altlinken aus Ost und West ist nichts Antiautoritäres, nichts Frisches und Freches, nichts Buntes und nichts Ökologisches zu spüren.

Im besten Fall kann sich das Zweckbündnis auch in Hamburg nach der Wahl öffnen und erneuern. Dass aber, ehe die neue Partei überhaupt das Licht der Welt erblickt hat, über ihre Auffrischung nachgedacht werden muss, wirft ein trübes Licht auf die vereinigte Wahllinke.

Alter Wein in neuen Schläuchen – ob er durch weitere Reifung bekömmlicher wird oder aber ungenießbar, muss sich zeigen.