brief des tages:
Akutsituation
„Waffen liefern und verhandeln ist kein Widerspruch“, taz vom 27. 2. 23
Wer „Waffenstillstand sofort – Nein zum Krieg“ fordert, der möge sich doch zuvorderst und auf dem schnellsten Wege an Russlands Präsidenten Putin wenden. Eine andere Herangehensweise ist nicht nur abstrus, sie ist absurd: Wie kann ich einem Opfer die Gewalt vorwerfen, die der Täter ausgeübt hat? Wer dennoch – de facto – für Frieden um jeden Preis plädiert, spricht erstens über einen Zustand, der mitnichten als Frieden bezeichnet werden könnte. Er/sie vermag auch nicht von Kompromissen auf Augenhöhe zu sprechen. Sondern von dem manifesten Verlust von Freiheit, humaner, territorialer und rechtlicher Souveränität auf Seiten der angegriffenen, zur Selbstverteidigung gezwungenen Ukraine. Wenn es nicht so wäre, wäre Russland ein demokratischer Rechtsstaat. Warum also blenden Putins (vermeintliche) Fürsprecher die Zustände in Russland aus, warum weisen sie nur auf die Verantwortung des „Westens“ hin? Zumal Putin mit seiner brutalen Kriegsführung eine Akutsituation geschaffen hat. Waffen liefern und verhandeln ist unter diesen Umständen in der Tat kein Widerspruch!
Matthias Bartsch, Lichtenau
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