Wählerinnen erfolgreich vergrault

„Tittenstreit“ bei den Piraten

VON ANTJE LANG-LENDORFF

Jetzt kommt da dieser Schwanzträger mit Kopftuch und holt sich verbal einen runter. So könnte man das im Piraten-Deutsch beschreiben. „Die Pro-Quote-Frauen zeigen ihr wahres Gesicht und wollen lediglich auch nur Posten mit Tittenbonus“, twitterte Gerwald Claus-Brunner in den Welt. Wie, das ist unter Ihrem Niveau? Mit solchen Ausfällen wollen Sie sich nicht beschäftigen? Ich auch nicht. Es muss aber sein.

Schließlich ist der Pirat Claus-Brunner nicht irgendwer, sondern sitzt seit Herbst im Abgeordnetenhaus. Seine Entgleisung ist schon deshalb unterirdisch, weil er Frauen, die eine Quote fordern, niedere Motive unterstellt. Klar, denen geht es nur um die eigene Karriere! So einfach ist die Welt aus Claus-Brunner-Sicht.

Doch das Getwitter des Abgeordneten ist mehr als das Black-out eines Einzelnen. Andere Piraten kritisieren ihn nun zwar, die Frauenquote lehnen aber nach wie vor viele ab. Die Partei wähnte sich lange in der Postgender-Ära. Soll heißen: Das Geschlecht spielt keine Rolle mehr, wenn es um berufliche und gesellschaftliche Chancen geht.

Das ist leider Quatsch. Natürlich sind die Führungsetagen vieler Unternehmen eine Männerdomäne. Und Männer fördern andere Männer. Wer das leugnet, schreckt potenzielle Wählerinnen ab. Und wer dann auch noch Frauen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, medienwirksam beschimpft, hat sie endgültig vergrault.

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