Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Von allen Bühnenkünsten hat sich das Musiktheater am spätesten zu seiner Entstaubung entschlossen. Aber in letzter Zeit ist immer wieder Erstaunliches auf Berliner Bühnen zu sehen gewesen. In der Neuköllner Oper, einer absoluten Instanz in Sachen Entstaubung, hat man sich nun die Gattung Musical vorgenommen. Thomas Zaufke und Peter Lund haben Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“ mit der Kultserie „Desperate Housewifes“ gekreuzt und ein Musical mit dem Titel „Erwin Kannes – Trost der Frauen“ daraus gemacht. Schauplatz ist ein viel versprechender Ort namens Lettaland, wo Frauenversteher Kannes ab heute Abend für Unordnung sorgt.Auch in den höheren Regionen der Musiktheaterkultur ist Bewegung gekommen. In der Staatsoper Unter den Linden wird Donnerstag Hans Zenders neue Oper „Chief Joseph“ uraufgeführt, die die Geschichte des tragischen Untergangs eines Indianerstamms vor 130 Jahren erzählt. Das Bühnenbild stammt von dem Künstler Jimmie Durham, der selbst indianische Wurzeln hat.In der Hochburg der Berliner Puppenspieler, der Schaubude an der Greifswalder Straße, finden vom 23. bis 25. Juni die „Tage der Hochschule“ statt. Dort wird die Abteilung Puppenspiel der Schauspielschule „Ernst Busch“ die Wunder ihrer Kunst präsentieren, die in der Stadt längst nicht so berühmt ist, wie sie es verdienen würde.Am 23. Juni verabschiedet sich das carrousel-Theater von Manuel Schöbel und seinem Team, die nach 14 Jahren jetzt das Haus an Kay Wuschek und Sascha Bunge übergeben. Zum Abschied wird in Deutschlands größtem Kinder- und Jugendtheater noch einmal Schöbels Inszenierung der Geschichte einer tragischen Teenagerliebe gespielt, Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“. Anschließend gibt es ein rauschendes Abschiedsfest.