: Gesundheit für Arme
Gesundheitsvorsorge soll effizienter und bürgernäher werden, verspricht Senatorin Heidi Knake-Werner
An den Titel Hauptstadt hat sich Berlin nicht lange gewöhnen müssen, mit dem Begriff „Schuldenmetropole“ war es schon weniger einfach. Doch besonders schwer haben wird es die Senatorin für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz, Heidi Knake-Werner (PDS). Sie sieht Berlin auf dem besten Weg zu einer „Gesundheitsstadt“. Was sie darunter versteht, stellte die Senatorin gestern unter dem Titel „Leitlinien für eine Gesunde Stadt Berlin“ vor. Deren Ziel: In der Hauptstadt sollen noch mehr Menschen als bisher in den Genuss von Gesundheitsförderung kommen – und das trotz Sparzwangs.
Die Senatorin stellt sich das beispielsweise so vor: Statt darauf zu hoffen, dass alle Eltern ihre Kinder regelmäßig impfen lassen, sollen MitarbeiterInnen des Gesundheitsdienstes der Bezirke vor Ort, etwa in den Kitas, „auf die Menschen zugehen“. Die zusätzlichen Impfkosten tragen laut Knake-Werner nach längerem Hin und Her die Krankenkassen. Ein Tabakwerbeverbot in Kita- und Schulnähe sowie Untersuchungen von Kleinkindern kommen dazu.
Helfen sollen auch „ressortübergreifende Zusammenarbeit und lebhafte Bürgerbeteiligung“. Doppelstrukturen in Behörden, so die Hoffnung, könnten so wegfallen und das eingesparte Geld der Gesundheitsförderung zugute kommen. Unternehmen, Verbände und Selbsthilfeorganisationen ruft Knake-Werner zur Mitarbeit auf.
Nach dem neuen Selbstverständnis zählen zu einer „Gesunden Stadt“ neben der medizinischen Betreuung auch soziale Faktoren, Lärmschutz, Suchtprävention oder verkehrsberuhigtes Wohnen.
Mit seinem Beitritt zum „Gesunde-Städte-Netzwerk“ im Februar 2003 hatte sich Berlin verpflichtet, die nun vorgelegten Pläne zu entwickeln. Der freiwillige Zusammenschluss von mittlerweile 60 Kommunen wurde 1989 gegründet und versteht sich als Teil der „Gesunde Städte“-Bewegung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
MATTHIAS LOHRE