: „Ich bin sehr optimistisch“
PROZESS Das Oberverwaltungsgericht verhandelt die Klage der InitiatorInnen einer Freien Schule
■ 38, ist Vorstand des Vereins „Freie Schule Bremen“ und hat eine Tochter, die heute auf eine staatliche Schule geht.
taz: Planen Sie schon für die Eröffnung einer freien Alternativschule im Sommer 2013, Herr Golchert?
Sven Golchert: Ja, die Planungen sind schon sehr weit fortgeschritten. Wir wollten Ruhe für den Anfang haben, deswegen haben wir darauf verzichtet, das Projekt schon in diesem Sommer umsetzen zu wollen. Wir haben mehrere Optionen, was die Räumlichkeiten angeht, wir haben mehrere Vorschläge, was das Personal betrifft, und wir haben Anfragen für etwa zwei Dutzend Kinder. Von den Rahmenbedingungen her sind wir momentan gut aufgestellt.
Das heißt, Sie gehen fest davon aus, am Ende zu gewinnen?
Ich bin sehr optimistisch. Bremen ist das einzige Bundesland, indem keine vergleichbare Schule besteht.
Aber die SPD-geführte Bildungsbehörde kämpft erbittert dagegen, und der vom Oberverwaltungsgericht bestellte Gutachter ist auch eher gegen ihr Projekt.
Das Gericht kann auch nicht anstelle der Behörde entscheiden, aber die Behörde ist nicht frei, das Projekt abzulehnen. Wenn ein „besonderes pädagogisches Interesse“ vorliegt, haben wir ein Recht darauf, die Schule genehmigt zu bekommen.
Worin besteht dieses besondere Interesse?
Wir verbinden nahtlos Kindergarten und Schule in einem Haus und setzen das Selbstbestimmungsrecht der Kinder an die erste Stelle. Darum planen wir ein sehr überschaubares Projekt mit nur 45 Kindern von drei bis 12 Jahren.
In erster Instanz haben Sie gewonnen ...
... und für den Fall, dass das in der zweiten Instanz auch so sein sollte, haben wir die politische Zusage des SPD-Bildungspolitikers Mustafa Güngör, uns zu unterstützen. Daran werden wir ihn erinnern. Ich erwarte fest, dass der politische Widerstand sich in Unterstützung wandelt, sollten wir vor dem Oberverwaltungsgericht Recht bekommen.
Ihre eigene Tochter geht heute auf eine staatliche Schule. Wie ergeht es ihr dort?
Sie ist zufrieden und wird auch dort bleiben. Ich selbst bin nicht unglücklich damit, auch wenn ich sie gerne in der Freien Schule gesehen hätte. INTERVIEW: JAN ZIER
10 Uhr, Justizzentrum, Am Wall 198, Sitzungssaal 1