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leserinnenbriefe

So sinnlos das alles

■ betr.: „Ehrenmal. Erzwungene Normalität“, „Trauernde suchen Orte zur Erinnerung“, taz vom 8. 9. 09

Wenn die Bundesregierung weiterhin nicht zur Besinnung kommt, wird es künftig viele Mahnmale brauchen. Diese Menschen könnten noch am Leben sein, ebenso wie ihre Opfer. So sinnlos das alles.

D. FRICK, Waiblingen

Eine perverse Logik

■ betr.: „Bundeswehr lässt bomben: Neunzig Tote“, „Mitten im Krieg“, taz vom 5. 9. 09

Bilder von Krieg und deutschen Soldaten mittendrin zieren immer häufiger die Titelseiten. „Kritik am Luftangriff“ ein Beitrag zum Thema. Zerstörung, Tote und Verletzte. Regierende und Militärs diskutieren kontrovers, ob der Luftangriff richtig oder falsch gewesen sei. Wenige Tage nach dem Weltfriedenstag. Wer hätte noch vor Jahren geglaubt, dass wir wieder an Krieg mit allen seinen Bildern und seinem Unheil so ganz allmählich zu gewöhnen seien?

Der offizielle Sprachgebrauch will das Wort „Krieg“ noch nicht akzeptieren. Bis auf eine der in Bund und Ländern etablierten und mitregierenden Parteien, die Linke, erachten alle den militärischen Einsatz in Afghanistan als notwendig. Von Krieg will keine sprechen, selbst die SPD verteidigt vehement diesen Krieg als Friedensmission, humanistische Tat im Namen der Menschenrechte. Eine perverse Logik! Nein, keiner muss jeder Kriegsrechtfertigung bedenkenlos zustimmen. Schon gar nicht, wenn wir uns in Erinnerung rufen, wie noch immer Kriege begannen und mit welchen Erkenntnissen sie endeten.

ROLAND WINKLER, Remseck

Rückschritt ins Mittelalter

■ betr.: „Bundeswehr unter Beschuss“, taz vom 7. 9. 09

Eins dürfte klar sein: Ein planloser Sofortabzug bedeutet Taliban-Herrschaft und somit einen Rückschritt ins Mittelalter, besonders für die Frauen. RAINER WERNER, Mannheim

Bombenangriffe rationalisiert

■ betr.: „Bundeswehr lässt bomben: 90 Tote“, „Mitten im Krieg“, taz vom 5. 9. 09

1. Warum wird kriegerisches Handeln als „militärische Operation“ bezeichnet? Mit dem Wort „Operation“ assoziiere ich den klinisch sauberen Operationssaal, in dem kluge, umsichtige Chirurgen den krank machenden Tumor mit filigranen Skalpellschnitten entfernen. Die Bombe ist mitnichten ein geeignetes Instrument für filigrane Skalpellschnitte. Ihre Wirkung gleicht eher einem Kettensägenmassaker! Die Bombe, die zwischen Taliban-Terroristen und zehnjährigen Buben unterscheidet, ist noch nicht erfunden! Wer Bomben schmeißt, tötet Nichtkombattanten, Unschuldige, Kinder: Das war im Zweiten Weltkrieg so, es war im Kosovokrieg so, und so ist es auch in Afghanistan.

2. „Deutschlands Sicherheit wird am Hindukusch verteidigt!“, sagte unser ehemaliger Verteidigungsminister Struck. Es wäre eine spannende akademische Frage, in welchem Teil der Erde, an welchem Punkt der Geschichte jemals Sicherheit durch militärische Aktionen produziert worden ist. Schließlich wirkte im Gefolge jeden Krieges ein Zustand latenter Instabilität nach. Aber jenseits akademischer Debatten: Wie wäre es moralisch zu bewerten, falls der Cousin eines der in Kundus getöteten Opfer nächstes Jahr in Hamburg eine Bombe zündet? Ein furchtbarer Terrorakt, nicht wahr? Nur wissen wir, dass Terrorakte auch auf einem Humus gedeihen, den wir als „extrem wahrgenommene Ungerechtigkeit“ bezeichnen könnten. Genau das dürften die Bomben von Kundus in Perspektive afghanischer Moral gewesen sein!

3. Während zehnjährige Kinder mit schwersten Brandverletzungen eingeliefert werden, leugnet die Bundeswehr jegliche zivilen Opfer. Wessen zerfetzte Körper in den Massengräbern verscharrt wurden, wird wohl niemand aufklären. Wie werden Bombenangriffe nachträglich rationalisiert? Fleißigen Konsumenten der Hollywood-Kriegsfilme ist das Gefühl wohl vertraut: Die heldenhafte Kompanie ist in einen Hinterhalt geraten und droht vom Feind aufgerieben zu werden. Und dann endlich: kommt die Luftunterstützung und „haut die Jungs raus“! Einem solchen Bombardement wäre die Zustimmung des durchschnittlichen Pantoffelhelden pauschal gewiss. Doch in Kundus war es anders. Das Bombardement musste als Folge eines Kraftstoffdiebstahls rationalisiert werden. Und natürlich könnten mit Kerosin beladene Tanklastzüge auch als Waffen missbraucht werden. Fragt sich nur: Warum fahren diese privaten Transporter ohne militärischen Geleitschutz durch Kriegsgebiet?

MARTIN HERRNKIND, Lübeck

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