: Schuss aus der Homo-Ghetto-Ecke
betr.: „Letzter Gegen-CSD“, taz.mag vom 18. 6. 05
Mit Grauen las ich den Artikel von Jan Feddersen „Letzter Gegen-CSD“. Abgesehen davon, dass mir vom Ton die hämische Bösartigkeit übel ins Auge sticht, sollten wenigstens die Fakten richtig sein. Es sieht aus, als sei der transgeniale Christopher Street Day bisher staatlich subventioniert worden. Falsch. Der transgeniale CSD wurde ehrenamtlich organisiert, bzw. gesponsort von lokalen Initiativen, deren Engagement über Homo-Entertainment hinausgeht.
Daneben ist die Bemängelung von Herrn Feddersen, der transgeniale CSD sei ihm nicht mehr „homo“ genug und verlaufe zudem durch „parallelgesellschaftlich bevölkerte Gegenden Berlins“, hochgradig peinlich. Wer die Öffnung des Kreuzberger CSD für über Homo-Belange hinausgehende gesellschaftlich relevante Angelegenheiten aus einer Homo-Ghetto-Ecke beschießt, verschließt die Augen vor gesellschaftlichen Wirklichkeiten: Der Kreuzberger CSD sucht Bündnisse mit anderen gesellschaftlichen Gruppen und geht dahin, wo sich viele Teilnehmer des „normalen“ CSD nicht mal alleine hinwagen: in die Stadtviertel Berlins, in denen „Deutsche“ inzwischen die Bevölkerungsminderheit stellen.
Es hätte der taz besser gestanden, die Hintergründe des transgenialen CSD zu erforschen und die Vielfalt, die am CSD dargestellt werden soll, in der Zeitung widerspiegeln. Den transgenialen CSD, diesen Versuch der Integration fortschrittlich-aufgeklärter Politik in „problematische“ Stadtviertel derart hämisch zu kommentieren, ist jedoch ein Armutszeugnis. MALTE GÖBEL, Berlin