Wer zu früh rausstellt, muss bezahlen

MÜLLPATROUILLE Lüneburg bestraft vorzeitiges Abladen von Sperr- und Papiermüll – wegen Brandgefahr

Den Müll schon am Vorabend auf die Straße zu stellen ist verboten

Alle zwei Wochen muss Andreas Pusch früh raus. Der Inhaber eines Kopierladens fährt in sein Geschäft in der Lüneburger Innenstadt und stellt, wie alle anderen Lüneburger Kaufleute, den Müll raus. Um anschließend zu Hause zu frühstücken und – pünktlich um 9 – den Laden ein zweites Mal aufzuschließen. Seine Frau kennt dafür nur ein Wort: „beknackt“.

Was klingt wie ein skurriler Brauch, ist in Lüneburg der einzig mögliche Weg, Sperr- und Papiermüll loszuwerden, ohne ein Bußgeld zu riskieren: Spätestens um 8 Uhr muss der Unrat an Abholtagen bereitstehen, in den Randbezirken spätestens um 6.30 Uhr. Den Müll schon am Vorabend auf die Straße zu stellen ist jedoch verboten – „laut Paragraph 17 der Lüneburger Abfallsatzung“, sagt die städtische Pressereferentin Frauke Noweck.

Eine Ausnahme ist dieses Abladeverbot nicht, sondern eher die Regel in deutschen Groß- und Kleinstädten. So besteht die Lüneburger Regelung auch bereits seit Längerem – mal mehr, mal weniger beachtet. Bis in der Nacht zum 18. April Unbekannte zwei Sperrmüllansammlungen anzündeten – was einen Großeinsatz der örtlichen Feuerwehr erforderlich machte und jeweils Schäden im fünfstelligen Bereich anrichtete, davon abgesehen aber glimpflich endete.

Die Stadtverwaltung zog daraus die besagte Konsequenz: Müllabladen ist nur noch in den frühen Morgenstunden erlaubt. Um sicher zu gehen, schickt die Stadt Mülldetektive auf Patrouille, die jedes vorschnelle Abladen gleich beim ersten Mal mit einem Bußgeld ahnden – zwischen 80 und 5.000 Euro. Räumt der Müllsünder seinen Unrat nicht wieder ins Haus, ordnen die Detektive – städtische Mitarbeiter, die ansonsten Falschparker jagen – eine Notabfuhr an. Auf Kosten des Sünders, versteht sich.

40.000 Euro ist der Stadt die Müllpatrouille wert. Andere Lösungen, etwa die Verlegung der Abfuhr auf den Abend oder eine Abholung auf Anruf, lehnte der Rat ab: Sie seien nicht praktikabel. FLORIAN ZINNECKER