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Archiv-Artikel

Musikfest auf dem Prüfstand

Kritische Stimmen fordern ein Bremisches Profil des Musikfestes. Mit welchen Summen das Prestigeprojekt rechnen kann, ist auch für das Wirtschaftsressort offen. Intendant Thomas Albert verweist auf die Experimentierfreudigkeit des Festes

Von grä

Bremen taz ■ In Zeiten, in denen alle Ausgaben auf dem Prüfstand stehen, begutachtet die Politik auch Prestigeprojekte mit kritischem Blick. Das gilt nun auch für das Musikfest. „Wir wollen weiter fördern“, so Michael Poppina, Sprecher des Wirtschaftsressorts, „aber wir wissen noch nicht, in welcher Höhe“. Vorsichtiger formuliert es Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin der SPD: „Man muss darüber nachdenken, wie es zu anderen Projekten wie zum Beispiel der Kammerphilharmonie passt. Und wie das Musikfest ein bremisches Profil bekommt.“

Kürzlich hatte es Gerüchte gegeben, wonach der Intendant und Begründer des Musikfestes, Thomas Albert, von der Hochschule für Musik, vergeblich um eine mehrjährige Verlängerung seines bis 2006 geltenden Intendantenvertrages vorstellig geworden sei. Das sei lediglich eine Frage des Termins, winkte Michael Göbel, Chef der Hanseatischen Veranstaltungs GmbH (HVG), ab. Sobald die Finanzierung des nächsten Musikfestes gesichert sei, könne man einen neuen Vertrag mit Thomas Albert aufsetzen. Die HVG ist mit 40 Prozent Hauptgesellschafter der Bremer Musikfest GmbH.

Dabei liegt der eigentliche Stein des Anstoßes anderswo: Kritiker monieren, das Musikfest habe kein Konzept, es fehle an einem spezifisch bremischen Profil. Denn die teuer eingekaufte Musikprominenz spiele ebenso auf anderen Festivals der Republik. Thomas Albert weist das zurück: Die „Experimentierfreudigkeit“ mit jungen Talenten sei Kennzeichen des Musikfestes – und das keineswegs überteuert. „Ich möchte ein Festival sehen, dass diese Inhalte zu diesem Preis liefert.“ Und verweist auf die Medienpartnerschaft mit dem Deutschlandfunk, in dessen Aufsichtsrat er einige Jahre vertreten war. Dort ist man voll des Lobes für das Musikfest: „Qualitativ steht das Bremer Musikfest ganz oben“, so Wolf Werth, der Abteilungsleiter Musik beim Deutschlandfunk.

Derzeit verfügt das Musikfest über einen Etat von 2,8 Millionen Euro für die 24 Veranstaltungen. Davon werden rund 55 Prozent über Sponsoren gedeckt, 400.000 Euro Erlös kommt aus dem Kartenverkauf, 882.000 Euro aus der Staatskasse.

Doch die von HVG-Aufsichtsrat Göbel gelobte Sponsorenarbeit – „der Anteil war noch nie so hoch wie im letzten Jahr“ – erscheint im Vergleich zu anderen Festivals nicht ganz so eindrucksvoll. So liegt der Eigenfinanzierungsanteil des Musikfestes Luzern bei 97 Prozent, von denen 60 Prozent über Kartenverkäufe und rund 35 Prozent über Sponsoren bestritten werden. Auch die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sind deutlich weniger abhängig von öffentlichen Geldern als die Bremer: Nur zehn Prozent ihres Etats kommen aus öffentlichen Kassen.

Die Kritik am Bremer Musikfest ist allerdings nicht neu: Schon 2001 hat die Managementberatung METRUM im Auftrag der Musikfest GmbH ein Konzept für die Jahre 2003 bis 2006 vorgelegt, in dem die Schwachpunkte benannt werden: Mit 53 Prozent wurde eine im Vergleich zu anderen Festivals zu geringe Kostendeckungsquote durch Ticket- und Sponsoringerlöse bemängelt. Für das Jahr 2006 visiert die Studie eine Deckungsquote von 70 Prozent an. Vor allem aber forderten die Autoren ein „Profil mit Bremenbezug“. Und empfahlen die „Suche und Ernennung einer künstlerischen Leitfigur“. grä