: Kultur bekommt weniger Geld
ZWEI-PROZENT-RESSORT Kultur wird 2014 noch zehn Millionen weniger haben als jetzt. Thalia wird durch diesen Doppelhaushalt entlastet, die Museen kaum
Die Stadt Hamburg gleicht die Tarifsteigerungen von 6,3 Prozent für die öffentlichen Bediensteten der Kulturinstitutionen unterschiedlich stark aus:
■ Schauspielhaus: rückwirkend ab 2008 vollständig
■ Thalia Theater: v1,5 Prozent für 2013 und 2014
■ Oper: 1,5 Prozent für 2013 und 2014
■ Kampnagel: 0,88 Prozent für 2013 und 2014
■ Bücherhallen: 0,88 Prozent für 2013 und 2014
■ Alle Museen: 0,88 Prozent für 2013 und 2014
Hamburgs Kultur muss bluten. Um zehn Millionen Euro wird ihr Etat bis 2014 sinken – von 247 Millionen Euro (2012) über 252 Millionen (2013) auf 237 Millionen Euro in 2014. Damit ist die Kultur – neben der Stadtentwicklungs-und Umweltbehörde – ein Ressort, das aus dem Doppelhaushalt 2013/14 als Verlierer hervorgeht. Ohnehin ist die Kultur mit zwei Prozent des Gesamthaushalts das kleinste Ressort.
Für die Museen bedeutet dieser Ausgang der ersten Haushaltsberatungen des SPD-geführten Senats eine weitergehende Stagnation: Zwar bekommen sie Geld für Sanierungsmaßnahmen – 500.000 Euro in 2013 sowie voraussichtlich eine Million ab dem Jahr 2015, über das in 2014 endgültig zu entscheiden ist. Die weit belastenderen Personalkosten bleiben aber hoch: Insbesondere der Ausgleich der Tarifsteigerungen für die nicht-künstlerischen Angestellten der Häuser fällt minimal aus, sodass Museen, Bücherhallen und Theater das meiste selbst erwirtschaften müssen.
Auch der Ausstellungsfonds von zwei Millionen Euro, um den sich die Museen bewerben können, ist nur bis Ende 2012 sicher finanziert. Ab 2013 soll er aus der erhofften Kultur- und Tourismustaxe bezahlt werden, gegen die Hoteliers aber klagen wollen. Auch der immer wieder beschworene Kulturspeicher – ein gemeinsames Depot aller Museen, für das sogar schon verschiedene Orte wie die Peute im Gespräch waren – wird vorerst nicht kommen. Und von einem Ausgleich des rund 800.000 Euro starken strukturellen Defizits der Kunsthalle ist schon gar nicht mehr die Rede.
Einzig die Theater stehen angesichts dieser Spar-Arie besser da: Für das Schauspielhaus hat die 2013 startende Intendantin Karin Beier bereits im vorigen Jahr vertraglich eine Subventionserhöhung von einer Million ausgehandelt; es war Bedingung ihres Kommens.
Zudem wird das Thalia Theater entschuldet. Dessen Verlustvortrag von 800.000 Euro, den die Stadt übernimmt, sei „durch nicht eingehaltene Finanzzusagen früherer Regierungen entstanden“, sagte Thalia-Geschäftsführer Ludwig von Otting der taz. Auch den Kredit für den Ausbau der Bühne in der Gaußstraße löst die Stadt ab, sodass das Haus ab sofort 100.000 Euro mehr zur Verfügung hat. Zudem bekommen die Lessingtage, die der Senat bislang mit 125.000 Euro bezuschusste, künftig rund 250.000 Euro. „All dies führt dazu, dass wir unsere Finanzsituation bis zur Spielzeit 2013/14 im Griff haben“, sagte Geschäftsführer von Otting. PETRA SCHELLEN