: Wenn beim Discounter heftig geflirtet wird
Hamburg-Wilhelmsburg 53.000 Einwohner.
Hamburgs flächenmäßig größter Stadtteil liegt auf mehreren Elbinseln und hat auch kein richtiges gewachsenes Zentrum.
Vor mir in der Kassenschlange beim Aldi in Wilhelmsburg zieht jemand – schwarze Cappy, schwarzer Hoodie – die Maske unters Kinn. „Muss das sein?“, frage ich mich still, „ist doch immer noch Pandemie!“ Die Person fängt zu grinsen an und lehnt sich in Richtung der Plexiglasscheibe, die sie von der Kassiererin trennt. „Guck mal! Es wächst. Es geht los!“, sagt sie überschwänglich und grinst noch etwas breiter.
Ihre Finger fahren über dünne Härchen über der Oberlippe, die von meinem Standpunkt aus gar nicht recht zu sehen sind. Aber sie sind ein Meilenstein im Leben des Trans*-Mannes vor mir. Endlich Bartwuchs! „Wenn du dich mal von deinem Mann trennst, will ich es zuerst wissen“, flirtet er jetzt mit der Kassiererin.
Die beiden kennen sich offenbar recht gut, er ist hier mindestens Stammkunde. Und die Kassiererin geht voll darauf ein: „Du bist die Erste, die es erfährt. Nein! Du bist der Erste!“ Beide lachen, und ich kann nun auch nicht anders, als unter der Maske zu grinsen.
Die zwei geben hier allen in der Schlange eine Lektion in Lockerheit und Toleranz. Dafür darf man die Maske schon mal unters Kinn ziehen. Andrea Maestro
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen