: Wenn man im Zoo mit Stress das Schöne sucht
Hannover-Zoo
4.950 Einwohner. Im Stadtteil Zoo liegt neben dem Hannover Congress Centrum und dem Stadtpark, Ort der ersten Bundesgartenschau 1951, auch der namensgebende Zoo Hannover.
Der Gorilla sitzt nur da und guckt. Ich halte es kaum aus, wie er durch die Glasscheibe die Besucher:innen ansieht. Genauso gut könnte ich dort hocken und er mich begaffen. Kein origineller Gedanke, ich weiß, und gezwungen hat mich auch niemand, mit meinen Kindern an einem sonnigen Sonntag in Hannover in den Zoo zu gehen. So wie Tausende andere auch.
Gestresst bin ich nicht nur, weil Abstand halten unmöglich ist. Oder wegen der eingesperrten Tiere. Sondern auch wegen der vielen schreienden Kinder und Eltern, die sich vor dem Pommesstand streiten, wer dagegen war, Brote zu schmieren. Der Stress ist umso größer, weil sich die Erwachsenen vorgenommen haben, am Sonntag mal etwas Schönes zusammen zu machen. Als Familie. Und dann ist es zu voll, die Tiere dösen oder verstecken sich, und die Kinder wollen nur auf den Spielplatz.
Das alles sieht der Gorilla. Vielleicht würde er uns, könnten wir ihn verstehen, raten, sein Leben zu führen. Schlafen, essen, kacken, spielen, ficken. Ab und an mal die Rivalin beißen. Aber keine Bomben werfen. Und Ausflüge nur dorthin machen, wo keine anderen Familien versuchen, glücklich zu sein. Eiken Bruhn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
