BRIEFE AN DIE REDAKTION
:

■ Betr: Betr.: „Radio Weser.TV obdachlos“, taz bremen vom 12. / 13. 9. 2009

Machen Sie den Test!

Liebe Frau Holsten, ich hoffe, Sie können mehr als bloß ‚artig‘: Ihre mädchenhafte Reaktion „das ziemt sich nicht“ schickt sich nicht in Ihrer Position. Am Ende bleibt bei so viel Hilflosigkeit ihre vollmundige Ankündigung der ehrlichen Offenheit womöglich nur ein leeres Versprechen.

Ein Tipp noch: Machen Sie doch bitte einen unangekündigten öffentlichen Kompetenz-Test mit den Mitgliedern des Landesrundfunkausschusses. Mit einfachen Fragen wie: Auf welchen Frequenzen sendet Radio Weser.TV, zu welchen Sendezeiten? Aus wie vielen Sendern besteht Radio Weser.TV? Nennen Sie mindestens 15 regelmäßig ausgestrahlte Sendungen aus dem Hörfunk- und Fernsehprogramm und geben Sie eine kurze Inhaltsangabe. Wer schicksalhafte Entscheidungen trifft, sollte wenigstens wissen, über was er/sie entscheidet. ULRIKE JESCHICK, BREMEN

■ Betr.: Seeblick nur ein Nebenaspekt / Blickachse zu den Bürgern, taz bremen vom 9. 9. 2009

Neue Bremer Brückenblicke

Bislang konnte einen der Blick von den Weserbrücken über manche menschlichen Unzulänglichkeiten hinwegtrösten und mit Bremer Missständen versöhnen. Aber damit ist es nun vorbei: Blickt man von der Wilhelm-Kaisen-Brücke nach rechts, nimmt einem das Beerdigungsinstitut Niels Stolberg einen Teil vom Sonnenuntergang. Blickt man nach links,blickt man auf eine rechtsseitige Idylle auf dem Stadtwerder, die nun auch bald mit Häusern zugeklotzt werden soll. Geht man weiter über die Verlängerung über die kleine Weser und blickt nach links, kann das Auge und die Seele sich an einem großartigen Panorama erfreuen. Damit soll nun auch bald Schluss sein, wenn Schneisen in das Grün am Ufer der kleinen Weser geschlagen werden und mit diesen ach so phantasievollen Steinquadern die Uferbegrenzung bilden werden. Was bleibt? Nur die Wut auf menschliche Unzulänglichkeiten. CLAUDIA HEUFERS-DARKWA, BREMEN

■ Betr.: Vorfälle bei der IWT / „Schlechte Kasse für gute Sache“ /„Sozialismus und Moral“ taz bremen vom 31. 08. 2009

Deklariert als Hilfe

Die aktuellen Vorwürfe gegen die Geschäftsführung der Interkulturellen Werkstatt Tennever, IWT, sind nach Auffassung des Bremer Erwerbslosenverbandes nur ein kleiner Ausschnitt eines in Bremen flächendeckend praktizierten Systems der Bereicherung von Einzelpersonen und Trägern im großen Geschäft mit Erwerbslosen.

Auch bei der IWT wurden mit ‚Beschäftigten‘, die als MaßnahmeteilnehmerInnen über das Arbeitsamt bzw. die BAgIS zu hundert Prozent finanziert wurden, kommerzielle Aufträge abgewickelt. Dabei wurden für Umzüge von der IWT 8 Euro Stundenlohn in Rechnung gestellt. Eine offensichtlich in Bremen übliche Praxis, nicht nur bei der IWT. Der Hintergrund ist in Tenever besonders pikant. Beim Abriss von etlichen Hochhäusern im Rahmen der Stadtteilsanierung hätten die Kosten der damit verbundene Umzüge von den Wohnungsbaugesellschaften getragen werden müssen.

Diese Kosten wurden reduziert, in dem ein Großteil dieser Aufträge über die IWT abgewickelt wurde und von der GEWOBA im Vergleich zu kommerziellen Anbietern zu Spottpreisen bezahlt wurden. So finden sich in den Einnahmen der IWT auch große Zuwendungen der GEWOBA.

Dieses Modell wurde als Hilfe für Langzeitarbeitslose deklariert. Tatsächlich wurden diese schamlos ausgebeutet und zusätzlich normale Beschäftigungsverhältnisse vernichtet. Die IWT selbst besteht lediglich aus zwei fest Angestellten mit sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverträgen, alle anderen 45 sind Maßnahmeteilnehmer, die in der Regel nach Ablauf der Maßnahme wieder in Hartz IV landen.

Besonders pikant im Falle der IWT ist jedoch das Verhalten einiger Mitarbeiterinnen der Bremer Arbeit GmbH . Sie wurden von ehemaligen Beschäftigten der IWT über die Missstände informiert. Statt der sofortigen Vornahme einer Prüfung wurden die Informanten von der Bremer Arbeit der IWT Geschäftsführung preisgegeben – und daraufhin vom IWT Geschäftsführer entlassen. HERBERT THOMSEN, BREMER ERWERBSLOSENVERBAND