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In Zeiten des Krieges sollten Kunst und Kultur nach Ansicht der Schriftstellerin Kathrin Röggla an einem umfassenden Austausch festhalten. „Als Künstlerin halte ich es für wichtig, den Dialog der Künste nicht abreißen zu lassen“, sagte Röggla, der am Samstag im Staatstheater Mainz der Else-Lasker-Schüler-Preis verliehen wird. „Die Solidarität mit den Ukrainern ist das Wichtigste, aber wir dürfen auch nicht die russische Opposition vergessen, die nichts mit Putins Krieg zu tun haben will“, sagte die österreichische Autorin der Deutschen Presse-Agentur. „Wir dürfen uns zu keinem Kulturboykott hinreißen lassen.“ Die Aufkündigung jeglicher Zusammenarbeit sei kein Grund zu triumphieren. „Die Logik der Gegenidentität, die im Krieg entsteht, frisst sich schnell in unser Bewusstsein hinein“, mahnte sie.

Ähnlich argumentiert Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Als Reaktion auf den Überfall Russlands auf die Ukraine müsse gerade jetzt der internationale Kulturaustausch gestärkt werden. „Wir müssen mehr für unsere Verteidigung tun. Aber die wird nicht nur mit Waffen organisiert. Ich wünsche mir auch mehr Geld für den internationalen Kulturaustausch“, sagte er.

Das Bolschoi-Ballett aus Moskau und das Mariinsky-Ballett aus Sankt Petersburg gehören zu den Aushängeschildern russischer Kultur. Aber auch unter den interna­tio­nalen Ballettstars gibt es Entsetzen über die kriegerischen Aktionen Putins. Der Italiener Jacopo Tissi vom Bolschoi und der Brite Xander Parish vom Mariinsky haben angekündigt, ihre in der Tanzwelt sehr begehrten Positionen als erste Tänzer aufzugeben und Russland zu verlassen, als Reaktion auf den Krieg gegen die Ukraine. Seine Karriere in Moskau fortzusetzen sei für ihn jetzt unmöglich, schreibt Tissi. Xander Parish denkt in dem Instagram-Post, in dem er seinen Fortgang mitteilt, auch mit Dankbarkeit an das russische Publikum, das ihn vor 12 Jahren aufgenommen hat. Vor ihnen hatten sich schon zwei Tänzer brasilianischer Herkunft für den Abschied aus den Ballettcompagnien entschieden.

Die UN-Kulturorganisation Unesco will das Kulturerbe in der Ukraine besser schützen. Das teilte die Generaldirektorin der Organisation, Audrey Azoulay, der dpa am Dienstag mit. Wie viel in Gefahr ist, konnte man am Mittwoch in der taz in dem Text zu dem ukrainischen Künstler Fedir Tetianych erfahren. Weiter heißt es seitens der Unesco, die erste Herausforderung sei, den Sonderstatus der Stätten und Monumente des Kulturerbes zu markieren. Dafür seien bereits am Wochenende erste blaue Schilder als Zeichen des Kulturgüterschutzes in Kriegen und bewaffneten Konflikten angebracht worden.

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