Fax an den Alptraum

Im Logo-Streit zwischen einer kleinen Erwerbslosenzeitung aus Hannover und der Agentur für Arbeit greift die Nürnberger Behörde zur Keule und droht mit Klagen. Es bestehe „Verwechslungsgefahr“

von Kai Schöneberg

„Alptraum“ heißt treffend das Magazin aus Hannover, das seit Anfang Januar monatlich über die Sorgen und Nöte Arbeitsloser in der Region berichtet. Man könnte nun meinen, die Alpträumer hätten bereits genug Scherereien mit den Arbeitsämtlern. Ausgerechnet von der Nürnberger Zentrale der Agentur für Arbeit flatterte aber jüngst ein Fax in die Redaktion, das für weiteren Gram sorgte. Der Inhalt: Die Justiz-Abteilung der Agentur schrieb, das Blatt, das in einer Auflage von höchstens 2.500 Stück umsonst verteilt wird, müsse umgehend sein Logo ändern. Durch die Verwendung des dreieckigen Agentur-A werde „in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, Sie stünden mit uns in Verbindung“. Anbei auch die Drohung: Wenn die Alpträumer nicht umgehend eine Unterlassungserklärung unterzeichneten, stehe der Gang vors Gericht bevor – und eine Strafe von zunächst 5.000 Euro.

Weil es besser aussieht und relativ gut zum Thema passt, hatte das Alptraum-Redaktionskollektiv das „A“-Logo der Arbeitsagentur als ersten Buchstaben für seinen Titel gewählt, auch im Internet und auf den Briefköpfen. „Ja, es war ein ähnliches Logo wie das der Agentur unseres Vertrauens“, sagt Redakteur Heinz-Dieter Grube, der in seinem vorherigen Berufsleben Elektriker war. Er hat sich mit einigen Leidensgenossen zusammengetan, „um eine Zeitung von Erwerbslosen für Erwerbslose“ zu produzieren. Ab und zu dürfen sie bei Verdi oder beim DGB die Kopierer benutzen, um die Zeitung zu vervielfältigen – ansonsten lebt das Projekt bislang von purer Eigeninitiative. Die scheint auch bitter nötig: Das alte Arbeitslosenmagazin aus Hannover namens „Halz“ gibt es seit vorigem Jahr nur noch online, zu den Obdachlosen vom „Asphalt“ gehören Macher wie Leser ja nun auch nicht: Sie sind „nur“ arbeitslos.

Aber sie können sich wehren: Unter der Überschrift „Das Imperium des Wolfgang Clement schlägt zurück“ beschreibt der „Alptraum“ in seiner jüngsten Ausgabe, wie der Goliath Arbeitsagentur gegen die Zeitungs-Zwerge vom „Alptraum“ zu Felde zog. „Jeder hilft sich eben, wie er kann“, heißt es im Text. Und: „Anstatt durch kompetente Beratung und gezielte Förderung von Erwerbslosen den Verdacht einer Verbindung zwischen Alptraum und Arbeitsagentur zu zerstreuen, werden uns drastische Sanktionen angedroht“.

Notgedrungen ist der „Alptraum“ eingeknickt: Anstatt des Agentur-A benutzen die Zeitungsmacher nun das Mailadressen-Zeichen „@“ im Titelkopf. Die Zeitung heißt nun „@lptraum“, inhaltlich bleibt alles beim Alten. Redakteur Grube hat zudem in Nürnberg angefragt, ob die Zeitung wenigstens bei der Berichterstattung über die Agentur das Logo benutzen dürfe. „Natürlich“, sagt Agentur-Sprecher Ulrich Waschki. Ansonsten hält er das Ganze für „ein absolut übliches Verfahren“. Die Agentur-Logos, altes wie neues, seien geschützte Markenzeichen. Waschki: „Sonst besteht da doch Verwechslungsgefahr“.

Homepage: www.alptraum.org