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Archiv-Artikel

Jüdischer Friedhof zerstört

VANDALISMUS In Delmenhorst schmierten Unbekannte Hakenkreuze auf Gräber. Zwei Wochen zuvor wurde ein Brandanschlag auf eine Moschee verübt. Am Freitag Mahnwache des Bündnisses gegen Rechts

„Es ist furchtbar, mit welcher Gewalt hier gehandelt wurde“

Pedro Becerra, Jüdische Gemeinde

Grabsteine sind aus den Fundamenten gebrochen. Ein Stein ist zerbrochen, viele Steine mit Hakenkreuzen beschmiert. Am Sonntag entdeckte ein Friedhofsbesucher die Schändung des jüdischen Friedhofes in Delmenhorst. „Es ist furchtbar, mit welcher Gewalt hier gehandelt wurde“, sagt Pedro Becerra, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Zusammen mit Hartmut Nordbruch, dem Sprecher des Breiten Bündnisses gegen Rechts hat er die Zerstörung begutachtet.

In der Nacht zu Samstag haben die Täter auf dem Friedhof in der niedersächsischen Stadt 18 Gräber beschädigt. „Die Hinterbliebenen sind tief erschüttert“, sagt Becerra. Der materielle Schaden wird auf mehrerer Tausend Euro geschätzt.

Der Besucher des Friedhofes hatte sofort die Polizei informiert. Kriminaltechniker sicherten Spuren. „Aufgrund der Spurenlage hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen“, sagt ein Polizeisprecher. Er hebt aber hervor, dass es auch möglich sei, dass kein politischer Hintergrund vorliege.

Derzeit läuft eine weitere Ermittlung zu einem Fall mit möglicherweise rechtsgerichteten Tätern: Am 2. Juni haben Unbekannte einen Brandanschlag auf die Mevlana-Moschee verübt. Über Zusammenhänge möchte der Polizeisprecher nicht spekulieren: „Das ist zu früh.“

„Die Polizei hat leider schon oft die rechtsextreme Szene und ihre Übergriffe nicht so wahrgenommen“, sagt Nordbruch. In den vergangen Jahren hatten Neonazis von den Jungen Nationaldemokraten und den Autonomen Nationalisten immer wieder nicht-rechte Jugendliche angegriffen und Autos angezündet. Führende Aktivisten sind aber vor Ort nicht mehr so aktiv – einzelne sind weggezogen.

„Die Szene ist natürlich noch da, aber das Fehlen von Köpfen ist bemerkbar, die Aktivitäten sind zurückgegangen“, sagt Nordbruch. Umso mehr erschüttert ist er von den aktuellen Vorfällen. Für Freitagabend rief das Bündnis zu einer Mahnwache auf.  ANDREAS SPEIT