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Archiv-Artikel

Elbe geht die Luft aus

Zu wenig Sauerstoff lässt Fischsterben befürchten. Ursache unklar: Algenwachstum oder Elbvertiefung?

Der Elbe geht die Luft aus: Der Sauerstoffgehalt des Flusses ist bei zwei Hamburger Messstationen auf 1,0 Milligramm pro Liter (mg/l) gefallen, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gestern mit. „Ein Tiefstand, der zuletzt vor 13 Jahren erreicht wurde“, schlug BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch Alarm. Vorigen Dienstag bereits hatte die taz berichtet, dass der für Fische kritische Grenzwert von 3,0 mg/l erreicht worden sei.

Nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe ist paradoxerweise Sauberkeit die Ursache. Weniger Gifteinleitungen in den Strom hätten zu einem starken Algenwachstum geführt, und das entziehe dem Wasser mehr Sauerstoff. Für Braasch ist die Ursache jedoch die Vertiefung der Elbe und „eine deutlich gestiegene Unterhaltungsbaggerung im Hafen“. Während vor der letzten Elbvertiefung durchschnittlich zwei Millionen Kubikmeter Sediment pro Jahr anfielen, seien es jetzt fünf bis sechs Millionen Kubikmeter. „Offensichtlich haben die verantwortlichen Behörden die Auswirkungen der letzten Vertiefung auf den Sedimenttransport im komplexen System Tideelbe unterschätzt“, meinte Braasch.

Die Umweltbehörde bestätigte die geringe Sauerstoffkonzentration. „Die Lage ist kritisch“, räumte Behördensprecher Volker Dumann ein. Es gebe derzeit aber kein Fischsterben. Ob die Elbvertiefung zu den Atemproblemen beitrage, sei aber noch völlig unklar.

Das nächste Fischsterben sei „nur noch eine Frage der Zeit“, fürchtet GAL-Umweltpolitiker Christian Maaß. Auch er vermutet, „die Eingriffe der letzten Jahre“ seien die Ursache für Sauerstoffarmut und Fischsterben. Wie der BUND warnt auch Maaß vor der geplanten erneuten Elbvertiefung. Die hätte weitere „gravierende ökologische Probleme zur Folge“. Sven-Michael Veit