: Bemühen um Konsens im Hochschulstreit
Nach der Kontroverse um die Neuordnung der Hochschule bemühen sich Rektorat und Dekane nun um eine Annäherung. Bis zum kommenden Herbst soll ein gemeinsamer Entwurf für neue Strukturen erarbeitet werden
Bremen taz ■ Angesichts der kontroversen Auseinandersetzungen im Vorfeld hatte man sich die Diskussion heftiger vorgestellt: Gestern beriet der Akademische Senat der Hochschule Bremen mit dem Rektor über die Neuordnung der Hochschule – und trotz einiger Spitzen wurde dabei durchaus das Bemühen um eine Annäherung erkennbar.
Vorausgegangen war eine Auseinandersetzung zwischen Hochschulrektor Elmar Schreiber und den Dekanen über das so genannte „Projekt 2“: Ein Konzept Schreibers, das eine zentralisierte Leitung der Hochschule durch ein starkes Rektorat vorsieht. Der Akademische Senat lehnte das „Projekt 2“ so sehr ab, dass er es nicht einmal als Diskussionsgrundlage akzeptieren wollte, eine Arbeitsgruppe formulierte ein Gegenkonzept: eine dezentrale Struktur mit deutlicher Betonung der Autonomie der wissenschaftlichen Einheiten (siehe taz vom 11.6.).
Gerhard Syben, Dekan des Fachbereichs 1 (Allgemeinwissenschaftliche Grundlagenfächer) und Sprecher der Arbeitsgruppe betonte, dass sich das Diskussionsklima seit März „deutlich verbessert“ habe. Jetzt gehe es darum, einen Konsens zu finden. Dazu aber, so Syben, müsse sich das Rektorat nun „deutlich positionieren. Bislang hat es nie richtige Argumente in die Debatte eingebracht“. Und fuhr fort: „Manche haben den Eindruck, dass sich das Rektorat noch keinen Zentimeter bewegt hat“. Syben betonte noch einmal die Bedeutung demokratischer Strukturen für die Hochschule: „Bereits die Vorlage des Papiers ist ein Beleg für die Effektivität dezentraler und demokratisch organisierter Prozesse“. Die Reduzierung und gleichzeitige Untergliederung der Fachbereiche in Abteilungen, die sich an wissenschaftlichen Fächern orientieren sollen, sei sinnvoll: „Denn nur wer in seinem Fach fest steht, kann interdisziplinär arbeiten“. Eine solche Aufgliederung bedeute keineswegs Kompetenzchaos: „Es gilt das Prinzip der Subsidiarität: Jede Entscheidung wird nur einmal getroffen“.
Der Gegenentwurf gehe zu wenig auf den „Makrokosmos“ ein, kritisierte demgegenüber Rektor Schreiber. „Ihr Papier wird bevorzugt“, räumte er gegenüber Syben ein, „aber eine nicht zu kleine Gruppe befürwortet das Papier 2“. Kanzler Peter Henckel betonte, dass die Dekane nicht nur Verantwortung für ihren Fachbereich, sondern für die gesamte Hochschule übernehmen müssten. „Aber ich brauche Partner, die Verantwortung übernehmen.“ Immer wieder betonten Schreiber und Henckel die Außenwirkung der Hochschule – und die Anforderungen eines härter werdenden Wettbewerbs um knappe Finanzmittel.
Rektorat und Dekane stimmten am Ende darin überein, dass die Arbeitsgruppe des Akademischen Senats und das Rektorat bis zum Oktober einen neuen, gemeinsamen Vorschlag für die zukünftige Struktur der Hochschule erarbeiten sollen. Da der Akademische Senat am Ende beschließt, ob sich etwas verändert oder nicht, muss sich dort vor allem das Rektorat bewegen. grä