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■ Submarine Großbritannien 2010, R: Richard Ayoade, D: Paddy Considine, Noah Taylor / Originalfassung mit Untertiteln
In Richard Ayoades „Submarine“ stolpert der 15-jährige Oliver Tate eigentlich andauernd darüber, dass er seine Wünsche und Ängste in Filmklischees verpackt, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. „Was für eine Art von Mensch bin ich?“, lautet das Thema für einen Aufsatz im Englisch-Unterricht. Oliver beantwortet sie, indem er vor seinem inneren Auge eine Reportage in flackerndem 16-mm-Format abspulen lässt über die schockierte Trauer, die unter seinen Mitschülern (vor allem seinen Mitschülerinnen) ausbricht, als sie von seinem Tod erfahren. Viel mehr als ein verheultes „Er war … es ist so ein Verlust“ bekommen die ausgedachten Freunde allerdings nicht zustande. Tatsächlich steht Oliver ohnehin am unteren Ende der Hackordnung des Schulhofs.
Seine Eltern hatten seit zu vielen Monaten keinen Sex mehr (was Oliver gewissenhaft notiert), er hat noch nie welchen gehabt. Beides soll sich ändern, möglichst noch vor seinem nächsten Geburtstag. Leider interessieren sich die Mädchen in seiner Klasse nicht für einen, der Fremdwörter sammelt, französische Chansons hört und gerade eine Hut-Phase hinter sich hat.
Wie die meisten Zwischen-Teenager-und-Erwachsenen-Filme handelt „Submarine“ vor allem vom Missverhältnis zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung in der Pubertät. Vor seinem Spielfilmdebüt hat Ayoade vor allem als Schauspieler, Comedian und Regisseur von Musikvideos für die Brit-Rocker Arctic Monkeys von sich reden gemacht. Derart popkulturelle Smartness hat im Film deutliche Spuren hinterlassen: Hier ein Verweis auf Godard, dort auf Nicolas Roeg, darüber eine Prise „Harold and Maude“. „Submarine“, und das bereitet einiges Vergnügen, ist ein Film, der in jedem Moment genau weiß, wie er seine Zuschauer mit seinen nicht immer exakt liebenswürdigen Figuren versöhnen kann. Aber ausgestellte Gewieftheit allein kann einen etwas ratlos zurücklassen, vor allem wenn der Film die potenziell existenziellen Dramen (Hirntumor, Depressionen, Ehebruch) letzten Endes im Blick übers Meer am fernen Horizont watteweich abfedert.
„Submarine“ läuft Do & Sa um 20 Uhr sowie Fr um 20.30 Uhr im City 46
■ Die Austernprinzessin Deutschland 1919, R: Ernst Lubitsch, D: Ossi Oswalda, Harry Liedtke
„Der Stummfilm wurde für Lubitsch und Ossi Oswalda ein großer Erfolg. Er war zügig inszeniert, voller Einfälle, Tempo und Turbulenz. Einer der Höhepunkte ist ein ‚Jazzkonzert‘, das auch ohne Musik hektischen Rhythmus vermittelt. Daneben gibt es amüsante, nuancierte Beobachtungen. Als Josef zum Beispiel in Quakers Haus warten muss, beginnt er, den verschlungenen Mustern des Fußbodens nachzugehen. Dabei ergeben sich für ihn (und die Kamera) so komplizierte Abläufe, dass es Josef (und den Zuschauern) beinahe schwindlig wird.“ So Reclams Filmführer.
„Die Austernprinzessin“ läuft am Samstag um 20.30 Uhr im City 46 mit Live-Musikbegleitung von Ezzat Nashashibi (Klavier) und Florian Oberlechner (Akkordeon)