„Queer verschiebt Grenzen“

TAGUNG Das Frauen Kultur Labor Thealit lädt zu einem „Quite Queer Lab“ – auch für Heteros

■ 51, die Medienwissenschaftlerin, Künstlerin und Kuratorin ist Geschäftsführerin des thealit und hat das „quite queer lab“ organisiert.

taz: Frau Reiche, bitte erklären Sie den Begriff „queer“.

Claudia Reiche: Das ist ein Wort aus dem Amerikanischen, das meistens verwendet wird, um eine politische und theoretische Richtung zu bezeichnen. Entwickelt wurde der Begriff in den 90er Jahren zu Hochzeiten der Aids-Krise, als zunächst Lesben und Schwule aufbrachen, um eine gemeinsame Politik zu machen. Heute spricht man von LGBT, also Lesben, „Gays“ für Schwule, Bisexuellen und Transmenschen. Hinzu kommen solche, die sich gar nicht zuordnen lassen und „straight allies“.

Bitte?

„Straight“ meint Heterosexuelle, die sich den LGBT-Anliegen verbunden fühlen.

Und worum geht es dabei?

Es geht um Leute, die von der heterosexuellen Norm ausgeschlossen werden und auf eine andere Art leben, denken und Kunst machen wollen. Der theoretische Anspruch ist dabei, über den klassischen Subjektbegriff und realpolitische Interessenpolitik hinauszugehen.

Warum ist das wichtig?

Weil man ja nicht einfache bestehende Formatierungen mit anderen Inhalten füllen will, sondern an den Grenzen dessen, was unsere Identitäten und unsere Leben ausmachen, rütteln will.

Und was liegt jenseits der Grenzen?

Neuland. Da öffnen sich Türen, die man sonst gar nicht finden könnte. Deshalb ist es auch so schwer, darüber in einem Interview zu sprechen.

Wird Ihr Frauen Kultur Labor Thealit sich jetzt umbenennen in Queer Kultur Labor? Schließlich verfolgen Sie ähnliche Ziele?

Ich persönlich fühle mich dem sehr nahe, aber wenn wir den Namen änderten, würde man uns einfach nicht mehr finden. EIB

Veranstaltungen und Vorträge vom 29. 6. bis 1. 7. in der Spedition am Güterbahnhof. www.thealit.de