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Archiv-Artikel

Wo Geschichte entspannt wiederbelebt werden soll

Realisierung des Auswanderermuseums Ballinstadt auf der Veddel beginnt. Thema ist Hamburgs Rolle als größter Emigrationshafen Europas

Startschuss für das neue Auswanderermuseum im Hamburger Stadtteil Veddel: Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) und Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) haben gestern das Bauschild für das neun Millionen Euro teure Projekt enthüllt. Das Museum „Ballinstadt“, das im Frühjahr 2007 fertig sein wird, soll an die mehr als fünf Millionen Emigranten erinnern, die von dort aus im 19. und 20. Jahrhundert nach Übersee aufgebrochen sind.

Albert Ballin, der damalige Generaldirektor der HAPAG (Hamburg Amerikanische Paketfahrt Aktiengesellschaft), hatte die Auswandererstadt zwischen 1901 und 1907 errichten lassen. „Wenn man sich hier so umsieht, kann man sich das noch nicht so richtig vorstellen“, räumte von Welck ein. Von den ehemals 30 Gebäuden der Ballinstadt steht heute nur noch die Reste eines Pavillons.

Damals hatte Albert Ballin eine komplette Stadt mit Schlaf- und Speisesälen, Krankenstation, Kirche und Synagoge für die Auswanderer errichten lassen, die teilweise Wochen auf ihre Abfahrt warten mussten. Zwischen 1850 und 1934 waren über den Hamburger Hafen 5,2 Millionen Menschen zumeist in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Damit war die Hansestadt der bedeutendste Auswandererort in Europa.

„Die meisten Menschen verließen ihre Heimat aus Not, Elend und Angst vor Verfolgung“, sagte Lisa Kosok, Direktorin des Museums der Arbeit, das die Ausstellung mitkonzipiert. Dokumentiert werden sollen nicht nur die Unterbringung der Emigranten, sondern auch ihre Motive für die Fahrt ins Ungewisse und ihre Ankunft in New York.

Mit dem Projekt solle so auch eine Brücke zu den Nachfahren der Auswanderer geschaffen werden, die nach ihren Wurzeln suchen. „60 Millionen Amerikaner deutscher Abstammung interessieren sich sehr für ihre Herkunft“, sagte Robert Scott vom US-Generalkonsulat. Anhand der Passagierlisten können die Besucher zum Beispiel ihre eigene Familiengeschichte recherchieren.

Am 28. Juni hatte ein Workshop zur Gestaltung des Umfeldes stattgefunden, bei dem sich die Idee eines „Ballinparks“ der Landschaftsarchitekten lohrer.hochrein, münchen/magdeburg durchsetzte. Demnach sollen drei fehlende Gebäude als „grüne Hallen“ nachempfunden werden und ruhige Aufenthaltsbereiche bieten. Transparente Scheiben mit übergroßen Portraits von Auswanderern ersetzen die ehemaligen Wände und erinnern so an die ehemals räumliche Enge zwischen den Hallen.

Eine große Wiese mit einfachen Wegen bildet den zukünftigen Mittelpunkt des Areals und der umgebenden Viertel. Die Wege werden zu Zeitachsen, die mit Bildern und Briefen die Geschichte der Auswanderer dokumentieren. Sie durchqueren die vorhandenen Bäume der Straße am Veddeler Boden und erschließen so die wasserseitige Promenade.

„Dieser Entwurf schafft einen Freiraum mit hohem Erlebnis- und Erholungsfaktor“, frohlockte Freytag: „Das ist lebendige Geschichte in entspannter Atmosphäre.“ LNO/TAZ