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Geistiger Nachschub

Stalin Weselsky prüft, bis die Schienen glühen

Arbeiterführerfoto: dpa

Tagelang wartete nun schon die Welt, dass weißer oder schwarzer Rauch aus der Zentrale des Streikens aufstieg. Doch Stalin Weselsky hatte sich seit dem Wochenende gemeinsam mit seinen engsten Beratern sowie jeder Menge geistiger Getränke im untersten Untergeschoss des GDL-Hauptquartiers in Frankfurt am Main verbunkert, um das Angebot der Deutschen Bahn zu „prüfen“, wie es in den wenigen schmallippigen Statements der streikfreudigen Gewerkschaft der Lokführer hieß, die nach außen drangen. Bereits am Montag gab es erste Gerüchte, Weselsky sei womöglich von einer verfeindeten Gewerkschaft mit Betonschuhen im Main versenkt worden. Der eiserne Dampfrossboss tauchte dennoch nicht auf. Bis gestern. Am Mittwochmorgen wurde Weselsky im Frankfurter Stadtteil Nordend-Ost trotz einer dunklen Sonnenbrille erkannt, als er unrasiert, mit verwuschelten Haaren in einem speckigen Bademantel auf dem Weg zu einem Wasserhäuschen war. Er müsse Nachschub besorgen, man prüfe immer noch, notfalls bis die Schienen glühen, erklärte der sichtlich übernächtigte Führer aller Lokführer. Eine echte Prüfung für den armen Mann.

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