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Archiv-Artikel

„Ambitionierte Sozialpolitik“

VORTRAG Das IAW vergleicht Strategien lokaler Armutsbekämpfung in deutschen Großstädten

Von EIB
Rolf Prigge

■ 62, Sozialwissenschaftler, ist Projektleiter am Institut für Arbeit und Wirtschaft an der Universität Bremen.

taz: Herr Prigge, können Städte wirklich „Armut bekämpfen“, wie Sie es formulieren, oder nur deren Symptome lindern?

Rolf Prigge: Zwar kann die Verteilung von Armut und Reichtum lokal nicht gesteuert werden, aber Kommunen können auf die Teilhabe und Verwirklichungsmöglichkeiten ihrer Bürger und Bürgerinnen Einfluss nehmen. Sie können durch Kitas, Familienzentren und Angebote des ganztägigen Lernens die Bildungsarmut bekämpfen und der sozialen Spaltung der Stadt entgegenwirken.

Wie erfolgreich sind die drei Städte, die Sie in Ihrer Untersuchung vergleichen, darin?

Wir haben uns mit Nürnberg, Dortmund und Bremen drei Städte ausgesucht, die von einer enormen Deindustrialisierung und deren Folgen geprägt sind. Und alle verfolgen dabei trotz finanzieller Not eine ambitionierte Sozialpolitik. Bremen ist besonders gut, wenn es um die Ausstattung mit Quartierszentren in den Stadtteilen geht. Im Vergleich mit Dortmund schneidet Bremen schlecht ab, wenn man sich die Ganztagsangebote im Grundschulbereich anschaut. Leider hat Rot-Grün gerade den Ausbau der offenen Ganztagsgrundschulen um ein Jahr verschoben. Zwar hat Bremen in den letzen Jahren in der Tagesbetreuung von Kindern aufgeholt, es gilt aber, die Betreuungszeiten noch auszuweiten.

Und Nürnberg?

Nürnberg hat große Schwierigkeiten, Ganztagsangebote in den Grundschulen zur Verfügung zu stellen, weil – anders als in Bremen und Dortmund – das Land Bayern keine breite Unterstützung gibt. Im Kitabereich stehen aber viele Ganztagsplätze zur Verfügung. Gut ist der Nürnberg-Pass, mit dem sehr viele vergünstigte Leistungen für Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen in Anspruch genommen werden können.

Auch der ÖPNV?

Nein, aber da tun sich alle drei Städte schwer, gute und finanzierbare Lösungen zu organisieren. INTERVIEW: EIB

Vortrag: 16 h, Universitätsallee 21