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Archiv-Artikel

Mercedes-Werk droht Produktionslücke

AUTOINDUSTRIE Mercedes will seine Produktion neu aufteilen. Deswegen stehen am Standort Bremen bis zu 2.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Die Beschäftigten wollen die Produktion des SL nicht kampflos aufgeben

Die SL-Reihe würde auslaufen bevor die neue C-Klasse auf den Markt kommt

Die Beschäftigten im Bremer Mercedes-Werk bangen um den Fortbestand von bis zu 2.000 Arbeitsplätzen. Weil die Konzernspitze des Autoherstellers eine umfassende Neuordnung der Produktionsstandorte plant, ist in Bremen die Fertigung des Modells SL gefährdet. Sie soll ins Stammwerk nach Sindelfingen verlagert werden.

Auf der Betriebsversammlung kündigte Betriebsratschef Uwe Werner an, die Produktion des SL nicht kampflos abzugeben. „Die Entscheidung über die neue Organisation muss schnell fallen“, forderte er in Richtung Konzernspitze. Die schweigt bislang jedoch. Auch die Werksleitung in Bremen wollte gegenüber den Beschäftigten keine Stellungnahme abgeben.

Die Daimler-Pläne sehen vor, die Bremer C-Klasse-Produktion als Ausgleich für den SL aufzustocken. „Das ist für uns kein gerechter Ausgleich“, sagt Werner. Die Produktion von rund 150 zusätzlichen C-Klassen könnten den Wegfall des SL nicht kompensieren.

Läuft der SL künftig in Bremen nicht mehr vom Band, würde das zu einem ernsthaften Engpass führen. Denn die SL-Reihe würde Ende 2011 auslaufen, während die neue C-Klasse erst 2014 auf den Markt kommt. In Bremen entstünde also für mehr als zwei Jahre eine Produktionslücke. Diese könnte laut Werner nur mit Kündigungen kompensiert werden. Dabei hat Daimler in seiner „Zukunftssicherung 2012“ betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2011 ausgeschlossen. „Die Konzernspitze muss schauen, wie sie diese Vereinbarung einhalten kann“, sagt Werner.

Mit einem Wegfall des SL wäre auch das Bremer Kompetenzzentrum für Aluminiumfertigung gefährdet. Seit drei Jahren arbeitet man dort an einer Alu-Vollkarosserie für den SL.

Bis Jahresende ist für das Bremer Werk Kurzarbeit angemeldet. Betroffen ist vor allem der Sportwagenbereich, wo SL und SLK gefertigt werden. Auch in der C-Klasse-Produktion wird teilweise kurzgearbeitet.CHRISTOPH PAGEL