Die suggestive Wirkung einer schiefen Nase

Der Schauspieler und Drehbuchautor Owen Wilson neigt zur spontanen Improvisation und rettet sogar noch die romantische Komödie „Die Hochzeits-Crasher“

Ben Stiller, Will Ferrel, Vince Vaughn sowie die Brüder Luke und Owen Wilson haben Hollywoods Komödiensparte mittlerweile fest im Griff. Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht ein neuer Film mit ihnen erscheint, wobei sie gern auch gemeinsam auftauchen. In „Zoolander“ spielten Stiller, Owen Wilson und Ferrel, in „The Royal Tenenbaums“ Stiller, Owen Wilson und Luke Wilson, in „Old School“ Ferrel, Vaughn und Luke Wilson, in „Meet The Parents“ und „Meet The Fockers“ Stiller und Owen Wilson – um nur einige zu nennen. Die zuständigen Filmstudios scheinen ihnen so viel Vertrauen zu schenken, dass Stiller eine Idee folgendermaßen verkauft haben soll: „Fünf Worte: Owen Wilson. Starsky and Hutch.“ Wenige Tage später hatte er ohne Drehbuch ein Budget von 60 Millionen Dollar sicher. Der kommende Will-Ferrell-Film „Talladega Nights“ wurde nur mit sechs Worten gekauft: Will Ferrell spielt einen Stockcar-Fahrer.

Wie viele Worte um „Die Hochzeits-Crasher“ gemacht worden sind, ist nicht überliefert – viele dürften es nicht gewesen sein. In ihrem dritten gemeinsamen Film spielen Owen Wilson und Vince Vaughn die Scheidungsschlichter John und Jeremy, darauf spezialisiert, nach Feierabend als ungeladene Gäste an Hochzeiten teilzunehmen. Ihr Interesse gilt den Brautjungfern, deren moralische Festigkeit angesichts goldener Ringe, weißer Schleppen und dem süßen Versprechen ewiger Treue offenbar derart erschüttert ist, dass sie leichte Beute sind. Die Eroberungsraten von John und Jeremy sind folglich beachtlich.

Da es sich bei „Die Hochzeits-Crasher“ aber um eine romantische Komödie handelt, ist die Erzählung ganz darauf ausgerichtet, im Chaos zwischenmenschlichen Miteinanders Ordnung zu schaffen. Also müssen sich John und Jeremy alsbald verlieben, um nach Bewältigung einiger Hindernisse endlich zur Ruhe zu kommen und ihre Pubertät mit etwa zwanzigjähriger Verspätung erfolgreich zu beenden.

Wobei es in dem Werk natürlich weniger um die eigentliche Handlung geht, als vielmehr um das ausgetüftelte Zusammenspiel von Vaughn und Wilson. Schön wird der aufgeregte Vaughn von dem rundum entspannten Wilson an die Wand gespielt. Überhaupt ist Owen Wilson ja der entspannteste Schauspieler, den es zurzeit in Hollywood gibt. Statt sich mimisch auch nur ansatzweise aus dem Fenster zu legen, vertraut er ganz auf die suggestive Wirkung seiner schiefen Nase und der goldenen Locken, die sein Haupt umspielen. Er ist eine Zierde für jeden Film. Und da er als Drehbuchautor – mit Wes Anderson schrieb er die Bücher für „Bottle Rocket“, „Rushmore“ und „The Royal Tenenbaums“ – auch inhaltlich stets etwas Kluges zu seinen Rollen beizutragen hat, neigt er zur Kunst der spontanen Improvisation. Auch als Hochzeits-Crasher sagt er Sätze, wie nur er sie sagen kann: „The proper girl in the hat just eye-fucked the shit out of me.“ Dafür lohnt sich dann auch der Film.

HARALD PETERS

„Die Hochzeits-Crasher“. Regie: David Dobkin. Mit Owen Wilson, Vince Vaughn, Christopher Walken u. a. USA 2005, 119 Minuten