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Archiv-Artikel

Referendare laufen weg

Bildung 110 Lehrer und Lehrerinnen sollen in Bremen noch eingestellt werden. Doch an welchen Schulen, ist drei Tage vor Ferienbeginn noch unklar

Von EIB
„Die Schulen in Niedersachsen sind einfach finanziell besser ausgestattet“

Drei Tage vor Ferienbeginn ist an vielen Bremer Schulen unklar, mit wie viel Personal sie im nächsten Jahr rechnen können. Darauf wies gestern Helmuth Schnitger, der Vorsitzende des Vereins Schulleitungsvereinigung Bremen, hin. In Bremen Nord seien an allen sieben Schulen noch Lehrerstellen im Umfang von jeweils 20 bis 60 Wochenstunden unbesetzt, sagte Schnitger. „Wir warten darauf, dass wir von der Behörde erfahren, ob eingestellt werden kann.“

Wie schwierig es ist, jetzt noch LehrerInnen zu finden, die in sechs Wochen anfangen können, weiß Schnitger aus eigener Erfahrung. Erst gestern teilte ihm ein Referendar, den er über Monate hatte hinhalten können, mit, dass er einen Vertrag für eine Schule in Niedersachsen in der Tasche habe. „Der wollte so gerne bleiben, dass er trotzdem gefragt hat, ob er sich noch Hoffnungen machen könne“, sagt Schnitger, Schulleiter der Oberschule Lesum. „Ich hätte ihn gerne behalten, er hat ein sehr gutes Examen und unterrichtet Naturwissenschaften.“

Doch der 34-Jährige wollte nicht länger warten. „Ich bin bis vor zwei Wochen davon ausgegangen, dass es klappen wird“, erzählt er. Seinen Namen will er nicht nennen, um seine Einstellung nicht zu gefährden. „Ich wusste ja, dass an meiner Schule Kollegen in Pension gehen oder in Elternzeit.“ Doch als ihm sein Schulleiter am Freitag immer noch nichts sagen konnte, hat er eine Schule im Umland angerufen, die eine Stelle zu besetzen hatte. Am gestrigen Dienstag, nur vier Tage später, sei er dort zum Vorstellungsgespräch gewesen. Und bekam die Zusage.

Zwar interessiere sich jetzt noch eine andere Bremer Schule für ihn, aber er werde wohl das Angebot aus Niedersachsen annehmen, sagt er. „Die sind dort einfach finanziell besser ausgestattet.“ Mit dieser Einschätzung sei er nicht alleine, sagt er. Er kenne einige, die jetzt nach ihrem Referendariat in Niedersachsen unterschrieben hätten. Andere, die nach ihrem Staatsexamen in Bremen nur Zeitverträge für Vertretungsstellen bekommen hatten, würden sich ebenfalls in anderen Bundesländern umsehen. „Die glauben nicht mehr an eine Verbeamtung in Bremen.“

Der Hintergrund: Ende Juni hatten sich SPD und Grüne geeinigt, dass in Bremen noch 110 LehrerInnen eingestellt werden können. Nach Angaben von Lehrer- und ElternvertreterInnen reicht das nicht aus. Gestern übergab die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bürgermeister Jens Böhrnsen einen von 3.000 Personen unterzeichneten offenen Brief. Darin fordern sie langfristig 400 zusätzliche Lehrerstellen für das Land Bremen. Außerdem protestieren sie dagegen, dass in diesem Jahr 80 Referendare weniger eingestellt und Fortbildungen gestrichen werden, um die 110 Stellen zu finanzieren. Auch die geplanten Versetzungen von gut besetzten Schulen an solche mit Personallücken sollen gestrichen werden, so die GEW. EIB