meinungsstark:
Bildschirmmedien verharmlost?
„Eltern sind da instinktiv etwas unentspannt“, taz vom 25. 1. 21
Der interviewte Medienpsychologe Malte Elson zeigt hier eine verantwortungslose Neigung zur Verharmlosung. Seine Behauptung, es gebe nur wenige Studien zu Auswirkungen von Bildschirmen aufs Gehirn mag zutreffen. Aber die Zahl der Studien zu den Folgen der Nutzung von Bildschirmmedien auf Heranwachsende ist mittlerweile unüberschaubar groß – und ihre Ergebnisse sind alarmierend. Hier nur zwei Beispiele: In Südkorea, einem Land, in welchem nahezu jede(r) Jugendliche ein Smartphone besitzt, stieg der Anteil der Kurzsichtigen unter den bis 20-jährigen von etwa 5 Prozent auf 95 Prozent (Myopia, Lancet 2012). In den USA verdoppelte sich von 2007 bis 2015 die Selbsttötungsrate der Mädchen (Clinical Psychological Science, 2018).
Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte, kann dies am leichtesten in dem Buch „Die Smartphone-Epidemie“ (Spitzer, Klett Cotta). Nur stichwortartig möchte ich weitere Beispiele für die Auswirkungen von Bildschirmmedien anführen: Suchterzeugung, Übergewicht, negativer Effekt auf die Bildung, Unterminierung von Vertrauen durch Verbreitung von Falschmeldungen, Radikalisierung durch selbstverstärkende Algorithmen. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin kein ideologisch verbohrter Feind neuer Technologien. Aber zu jeder eingeführten Neuerung, wie etwa dem Smartphone, gehört meines Erachtens dringend eine Abschätzung der Folgen (Risiken und Nebenwirkungen), wie sie in vielen Bereichen (Autobahnbau, Windräder) inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
Christian Burgmann, Bonn
Schönheit hat ihren Preis. In Bayern
„Moderna-Impfstoff wirkt bei Mutante“, taz vom 25. 1. 21
Bayern ist schön, und Schönheit hat eben ihren Preis, und deshalb sind die Bewohner des Freistaats leidensfähiger, und für diese große Leidenschaft sorgt der bayerische Ministerpräsident mitsamt seinem treuen Gefolge. Vielleicht ist diese Coronapandemie in Bayern sogar ein Stück schlimmbesser als in den übrigen Bundesländern, dafür sind die Maßnahmen extremer und die Bußgelder höher und saftiger, viel höher als die höchsten aller bayerischen Alpengipfel. Unser bayerischer Landesvater ist dafür mit Abstand und FFP2-Maske der Allerklügste aller Landesväter und Landesmütter. Wohlauf, die Luft ist eben in Bayern frischer und reiner, das ist ein Fakt; hoffentlich bekommt die neue Coronavirus-Mutantin diese Tatsache nicht so schnell mit! Riggi Schwarz, Büchenbach
Genus, Duden und Lesegenuss
betr.: Genus und Sexus
Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe gerade eine Ausgabe der taz gelesen und festgestellt, dass Ihre Redakteure die den Lesefluss störende Form „*in“ und „*innen“ auch hinter Substantiven männlichen Genus verwenden. Warum auch immer, es ist laut Duden Folgendes richtig: Genus ungleich Sexus. Helmut Freiwald, Erding
Hier spricht die Germanistin
betr.: Gegenderte Sprache – eine Freude!
Nachdem sich jetzt einige Herren mit sehr subjektiven Argumenten (Unwohlsein, Leseflussstörung) negativ zum Gendern geäußert haben, möchte ich auch gerne was Subjektives dazu schreiben: Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich gegenderte Wörter lese oder gar im Radio und Fernsehen höre. Ich freue mich so sehr, für mich, meine Töchter, alle Frauen und alle Trans* Personen, endlich mit gemeint zu sein. Das tut so gut! Mein Lesefluss wird überhaupt nicht gestört, reine Gewöhnung. Mit Doppelpunkt selber schreiben: total easy. Gegendertes Sprechen: Übungssache und durchaus auch mal lustig. Gegenderte Sprache – die reinste Freude. Sprache, die sich weiterentwickelt – historisch völlig normal. Grüße von einer Germanistin, die jetzt als solche auch endlich im Duden auftaucht. Mascha Kirchner, Oldenburg
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