: Die richtigen Fragen stellen
betr.: „Gründung perfekt – sonst nichts“, Kommentar von Robin Alexander, taz vom 18. 7. 05
Es ist schon interessant, mit welcher Akribie die neue Linkspartei durchleuchtet und jede ihrer Aktionen kommentiert und hinterfragt wird. Es ist allerdings schade, dass das nicht auch in gleichem Maße bei den „etablierten“ Parteien passiert. RALF BERGER, Aachen
Die neue Linkspartei ist der Anfang vom Ende der PDS und ihrer Nachfolgerin im Osten. Das Label PDS ist endgültig verschwommen und mit prominenten Wessis an der Spitze verschwindet auch die ursprünglich ostdeutsche Identitätsstiftung. Der prozentuale Sieg bei der Bundestagswahl wird durch die faktische Machtlosigkeit gegenüber einer großen Koalition zum Pyrrhussieg, programmatische Inhaltsleere und Orientierungslosigkeit werden das Ende nur beschleunigen. Danke, Oskar! KLAUS SAMER, Witten
Was an der „Linkspartei“ für Deutschland neu ist, das ist ihre Medienpräsenz. Genauer gesagt, das in den Niederlanden so erfolgreiche „System Pim Fortuyn“ oder in den USA die erstaunliche Wirkung von religiösen Predigern in Live-Gottesdiensten und im Fernsehen. Es hat eigentlich gar nichts mit politischen Inhalten zu tun, wirkt aber ungemein politisch. In Gesellschaften ohne Medien oder mit staatlich reglementierter Presse und Fernsehen sind solche Populisten ihrer Plattform beraubt und werden auf ihr menschliches Maß zurückgeworfen, sind also wirkungslos.
Jetzt haben sich zwei Medienfiguren verbündet und alle Journalisten wittern ihre Möglichkeit, via Sensation, Neuigkeitswert und Provokation ein neues Feuerwerk zu zünden. Vielleicht brennt es bis zur Bundestagswahl, vielleicht auch nicht.
JOHANNES PERTHEN, Hannover/Bremen
Das Ziel ist 15 % der Stimmen bei der kommenden Bundestagswahl, 55 % im Jahr 2009. Es ist unanständig, 95 % der Stimmen anzustreben, aber legitim, 55 % zu holen. Das bringt die WASG jetzt der PDS bei, und dann machen wir es gemeinsam.
MANFRED KOPF, Potsdam
Die etablierten Parteien, von CSU bis Grüne, demonstrieren seit vielen Jahren, dass sie nicht nur keine funktionierenden Antworten haben. Darüber hinaus vermeiden sie mit Beharrlichkeit, auch nur die richtigen Fragen zu stellen. Stattdessen werden die neoliberalen Glaubenssätze gebetsmühlenartig wiederholt. Das ist übrigens eine interessante Analogie zum „Populismus“, der ja im Augenblick Modewort ist. Wenn Populismus bedeutet, mit einfachen Schlagworten „das Volk“ für sich zu gewinnen, wie nennt man die Praxis der Parteien: mit der Rede z. B. von den Lohnnebenkosten die Wirtschaft für sich zu gewinnen?
Nun, es gibt genug Antworten, wenn nicht in der Linkspartei, dann z. B. bei attac, der INWO und an vielen anderen Stellen. Wenn es endlich wieder eine Partei gibt, die schon mal die richtigen Fragen stellt, hat sie grundsätzlich meine Unterstützung. Dann können wir anfangen, auch die Antworten zu entwickeln.
Was mir im Zusammenhang mit Herrn Lafontaine wesentlich mehr Bauchschmerzen bereitet als der Gebrauch des Wortes „Fremdarbeiter“, ist seine Haltung zum Folterverbot. Dazu hat sich Frau Roth kürzlich in der taz sehr zutreffend geäußert.
STEFAN BARTH, Jünkerath