MICHAEL FUHR, MUSEUMSDIREKTOR : Der Vielseitige
■ hat in Mainz und Amsterdam Kunstgeschichte, Publizistik und Archäologie studiert. Foto: Leopold Museum Wien
Er wirkt zunächst reserviert, wird aber recht schnell munter: Michael Fuhr, Kurator am Wiener Leopold-Museum und ab November Direktor des Flensburger Museumsbergs, erzählt gern von seinem verschlungenen Werdegang: Erst hat er sich im Journalismus versucht, war ihm zu oberflächlich. Dann hat er so gut Niederländisch unterrichtet, dass er es bis zum Landesprüfer brachte; die Sprache hatte er studienhalber in Amsterdam gelernt. Nebenbei schrieb er einen Burgenführer, war Museumsguide und promovierte über konservativ-nationalistische Tendenzen eines Kunstverlags.
Letztlich aber, sagt er, sei er froh, als Kurator in Wien gelandet zu sein. In einem Museum, das eine der renommiertesten Egon-Schiele-Sammlungen Österreichs birgt. Dort kuratierte Fuhr eine Schau deutscher Expressionisten, später eine über den neusachlichen Christian Schad, dann über moderne Kunst der Färöer-Inseln.
Man sieht: Der Mann ist vielseitig interessiert. Zielstrebig außerdem. Sonst zöge er jetzt nicht an ein eher regional orientiertes Haus, um als Direktor nochmal neu anzufangen. „Als qualitativen Abstieg empfinde ich diesen Schritt nicht“, sagt Fuhr. Denn erstens habe Flensburg mit Hans Christiansen einen bedeutenden Jugendstil-Maler im Repertoire. Zweitens gefalle ihm, dass die Flensburger Grafik-, Gemälde- und Möbelbestände von der Gotik bis ins 20. Jahrhundert reichten. „Das ist ja gerade das Interessante am Museumsberg, dass er als kulturelles Gedächtnis der Region fungiert“, sagt Fuhr. „Einer Region, die immer zwischen Deutschland und Dänemark hin- und hergerissen war.“ Viele Deutsche wüssten das gar nicht, „und das kann man didaktisch sicher noch stärker herausarbeiten“.
Ob er hierfür genug Lokalpatriotismus mitbringt? „Mich hat es schon immer nach Norden gezogen“, sagt Fuhr. Was wohlfeil klingt, ist biographisch unterfüttert: Die Familie seiner Mutter stamme aus Ostpreußen und Litauen. Vor ein paar Jahren war er dort: „Eine merkwürdig leere Region: ohne Landwirtschaft, aber voller Ruinen“, sagt er. Eine Landschaft, fremd und vertraut. Eine ähnliche wird er ab November bewohnen. PS