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Archiv-Artikel

Mehr Arbeitslose, aber weniger als üblich

Hoffnungsschimmer: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen ist von April auf Mai gestiegen

Würde der Trend anhalten, könnte man von einem beginnenden Aufschwung sprechen

BERLIN taz ■ Die Zahl der Erwerbslosen ist im Juni 2005 wieder gestiegen. Gegenüber Mai kamen 68.000 arbeitslose Personen hinzu. Insgesamt waren Ende Juni 4,772 Millionen Menschen als arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Quote von 11,5 Prozent – 0,2 Prozent mehr als im Mai (siehe Grafik). Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), gab sich trotzdem erleichtert: Der Zuwachs sei geringer ausgefallen, als üblich. Auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) deutet die Entwicklung als hoffnungsvolles Zeichen. Ein Grund dafür: Nach vorläufigen Berechnungen stieg von April auf Mai 2005 die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen um 113.000 an. Neuere Daten liegen noch nicht vor.

Würde sich dieser Trend auch im kommenden Monat bestätigen, könnte man von einem beginnenden Aufschwung sprechen. In den vergangenen Jahren war die Zahl die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse kontinuierlich gesunken. Betrug sie im Herbst des Jahres 2000 rund 28 Millionen Stellen, so liegt sie nun nur noch bei gut 26 Millionen. Diese Zahl ist der deutlichste Ausdruck der ökonomischen Schwäche.

Weil weniger Beschäftigte in die Sozialversicherung einzahlen, vergrößern sich dort die Defizite. Der Anpassungs- und Privatisierungsdruck auf die sozialen Sicherungssysteme steigt. Gleichzeitig geraten die Staatsfinanzen aus dem Lot. Zum Teil wird die verminderte Zahl der Vollwertarbeitsplätze zwar kompensiert durch eine Zunahme bei Minijobs und geförderter Selbstständigkeit. Doch erst, wenn sich der Trend umkehrt, kommt es zu einer Entspannung im Sozial- und Finanzsystem.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der arbeitssuchenden Männer und Frauen nach Angaben der Bundesagentur im Juni um 412.000 gestiegen. Ziehe man allerdings die seit Jahresanfang registrierten erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger davon ab, verringere sich der Vorjahresabstand auf 90.000, betonte der BA-Vorstand.

Clement wies darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland nach üblicher Zählung der Internationalen Arbeitsorganisation im Juni nur bei 3,86 Millionen Menschen lag. HANNES KOCH