: Sekte der Binsentröter
Claus Kleber und die wahrhaft starken Frauen
Am Dienstagabend um 22.16 Uhr überraschte Claus Kleber die Fernsehnation mit wunderlichen Worten. Nachdem ein Einspieler die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern gezeigt hatte, die während eines Interviews cool ein Erdbeben aussaß, beendete der alte Ankermann des ZettDeeEff das „heute-journal“ mit einem koketten Absager: „Starke Frauen überraschen mich nicht. Ich treffe mich häufig mit einer.“
Sofort bezog seine Mitmoderatorin Gundula Gause das vermeintliche Kompliment auf sich und blickte rosé verschämt drein, während Kleber schmutzig in die Runde grinste. Denn er allein wusste, was es mit dem sybillinischen Ausspruch auf sich hatte. Der durchtriebene Charmeur knorriger Schule führt nämlich ein klandestines Doppelleben. Wer sich schon immer gefragt hat, was Claus Kleber zu später Stunde nach der Arbeit so treibt, der wird über die Wahrheit tief erschüttert sein.
Kleber gehört einer geheimnisvollen Männersekte an, die aus dem Dunkel heraus sein Leben und seine Arbeit bestimmt. Sobald die Scheinwerfer erlöschen, zieht es den Fernsehwitwentröster zum mitternächtlichen Altweiberwerfen auf den Lerchenberg. Ein uraltes Ritual, das in Mainz seit dem 12. Jahrhundert belegt ist und bei dem kräftige junge Damen ihre Muskeln spielen lassen und ältere leichtgewichtige Herren durch die Luft wirbeln.
Die Mitglieder der mysteriösen Sekte sind ausschließlich Männer aus Politik, Medien, Kirche, Bodybuilding und Wrestling. Sie alle eint eins: Sie verbreiten den platten Mythos von den ewig „starken Frauen“, um sich ranzuwanzen ans „schwache Geschlecht“, dem tüchtig die Sinne vernebelt werden sollen. Und wenn es dann wieder einmal so weit war, dass einer die Binse öffentlich hinausgetrötet hat, dann muss er geworfen werden. Das Werfen als Reinigungsprozess, der die schauderliche Phrase aus dem Kopf des Laberers vertreiben soll. Bedeutet sie doch nichts, aber weicht das Hirn durch ihren scheinbaren Wohlklang auf.
Warum das Altweiberwerfen nicht Altmannenwerfen heißt, liegt im Dunkel der Geschichte dieser steindummen Verschwörung, die nicht nur das ZDF unterwandert hat.
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