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Archiv-Artikel

Ein Geschenk an Herrn Rogowski

betr.: „Glaubenssache Nebenkosten“, taz vom 28. 7. 05

Herr Rogowski wird mit Freude lesen, dass die taz Urlaub, Pausenzeiten, Weihnachtsgeld etc. als „Lohnnebenkosten“ definiert. Zur betriebsinternen Kalkulation macht diese Differenzierung einen gewissen Sinn, in der politischen Debatte ist sie falsch. Die genannten zusätzlichen Gehaltsbestandteile werden ja zwischen Tarifpartnern entwickelt, um für beide Seiten akzeptable Entlohnungspakete zu finden. Wer diese Lösungen nun als Nebenkosten kompromittiert, macht kreative Tarifverhandlungen unmöglich und erschüttert die Glaubwürdigkeit der Arbeitgeber als Verhandlungspartner. Dem Mittelstand ist damit nicht gedient.

Nur die Arbeitgeberbeiträge zur sozialen Sicherung können als Lohnnebenkosten betrachtet werden. Sie belasten die Unternehmen mit einem guten Fünftel des Bruttolohns, der wiederum ein Fünftel der Herstellungskosten ausmacht. Sogar die vollständige Streichung der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung würde also ein Produkt um klägliche 4 Prozent verbilligen und gleichzeitig katastrophale gesellschaftlich und wirtschaftliche Folgen haben.

Wir brauchen keine Senkung der Nebenkosten. Was wir brauchen, ist der unternehmerische Schwung und das Kapital, die qualitativen Märkte der Zukunft zu besetzen. Deutschland in Discountland zu verwandeln, ist nicht die Lösung. INGO KLAMANN, Düsseldorf

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