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Archiv-Artikel

Die Flagge zum Thema gemacht

AUSFLAGGUNG Die Gewerkschaft Ver.di verleiht eine Medaille wider das „Lohndumping auf See“ an die Crew der „MS Deutschland“. Deren Eigner sieht dadurch den Olympischen Geist in Gefahr

Von KVA

„Im Mittelpunkt stehen die Sportler – sonst nichts“: Mit Verärgerung reagierte die Sprecherin des Münchner Finanzinvestors Aurelius, Kornelia Kneissl, auf das Vorhaben der Gewerkschaft Ver.di, die Besatzung der „MS Deutschland“ mit einer Goldmedaille als „Ausflaggungsverhinderer“ auszuzeichnen. Geplant war die Aktion für die gestrige Ankunft des Kreuzfahrtschiffes in Hamburg – mit an Bord: 217 der 392 deutschen Olympiateilnehmer.

Es sei „der klare Wunsch der Mannschaft“ gewesen, dass „eine solche Medaille nicht übergeben wird“, so Kneissl. Am Ende verlegte die Gewerkschaft die Verleihung und hielt sie am Nachmittag intern an Bord des Luxusliners ab, der den Sportlern in London als Unterkunft gedient hatte.

Anfang Juni hatte Aurelius, seit 2010 Besitzer der „Deutschland“-Reederei Peter Deilmann, angekündigt, das Schiff – das „Traumschiff“ in der gleichnamigen ZDF-Serie – aus Kostengründen nach Malta auszuflaggen. Woraufhin ihr Kapitän Andreas Jungblut trotz Urlaub nach London reiste, um gegen die Ausflaggung mobil zu machen. „Das ist so, als würde man das Brandenburger Tor an die Chinesen verkaufen“, schimpfte er seinerzeit. Sogar die Bundesregierung äußerte ich in ähnlicher Weise.

Die aufbrausende Entrüstung brachte die Münchner zum Einlenken. „Der Malteser bleibt im Schrank“, verkündet Deilmann-Geschäftsführer Konstantin Bissias. Zwei seiner Geschäftsführer-Kollegen mussten wegen der Flaggenaffäre gar ihren Hut nehmen.

„Der Crew der ‚Deutschland‘ ist es zu verdanken, dass das Thema Ausflaggung wieder in die politische Diskussion gerückt ist“, lobte gestern Hamburgs Ver.di-Chef Wolfgang Abel. Ausflaggung klinge harmlos, hatte er bereits vorher mitgeteilt, „ist aber nichts anderes als Lohndumping auf See“. Laut Torsten Ballhause von der Ver.di-Abteilung Seeschifffahrt fahren gerade mal 514 der insgesamt 3.675 Schiffe inländischer Eigner auch unter deutscher Flagge. Die Aida-Flotte etwa trage die italienische. „Die Politik“, sagt Ballhause der taz, „ist gefordert.“  KVA