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Archiv-Artikel

Brummis nehmen Schleichwege

Maut-Flucht und höheres Verkehrsaufkommen belästigen die Anwohner in NRW: Es häufen sich Beschwerden über Lärm und Abgase. Konkrete Lösungen gibt es noch nicht

DÜSSELDORF taz ■ Zunehmend mehr Brummifahrer in NRW nutzen für den Schwertransport die Bundesstraße oder den Stadtverkehr. „Der Ausweichverkehr in den Städten nimmt durch die Maut-Flucht zu“, sagt Philipp Fichtner, Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland NRW.

Allerorts häuften sich die Beschwerden der Anwohner über Lärm und Abgase. Zudem stieg die Zahl der zugelassenen LKW. Der VCD fordert deswegen die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und eine lückenlose Erhebung der Maut. „Im Gegensatz zum Schienenverkehr zahlen die Logistiker zu wenig für die Nutzung der Straßen“, so Fichtner.

Anders sieht das Martin Bulheller, Statistiker vom Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung : „Es gibt so gut wie keinen Ausweichverkehr in der Stadt, nur auf den Bundesstraßen.“ Bulheller prognostiziert einen Rückgang der Maut-Flucht. „Auf Dauer rechnen sich der höhere Spritverbrauch, der Verschleiß und die längeren Transportwege nicht.“ Von einer erhöhten Unfallgefahr durch die Brummis will er nichts wissen. Laut Bulheller gehen die Unfallzahlen sogar bundesweit zurück. Es gäbe zudem weniger Tote und Schwerverletzte

Eine Alternative zum LKW-Güterverkehr ist das Konzept der „rollenden Landstraße“. Dabei werden die LKW auf Zügen transportiert. „Allerdings lohnt sich das nur für weite Distanzen und nicht für eine Strecke zwischen Duisburg und Essen“, so Professor Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg-Essen. Er ist Spezialist für die Physik von Transport und Verkehr. „Das Problem ist, dass bei der Planung von Siedlungen der Verkehr immer erst an zweiter Stelle kommt.“ Es müsse auch bei Durchfahrtssperren für LKW darauf geachtet werden, den Fahrern Alternativen zu bieten. Die Maut-Flucht stellt die Verkehrsplaner vor große Herausforderungen. „Denkbar wäre zum Beispiel eine Autobahn nur für LKW“, so Schreckenberg. Noch fehlten allerdings konkrete Studien zum LKW-Aufkommen in NRW-Städten. GESA SCHÖLGENS