Tenever-Sanierung geht weiter

Bausenator Eckhoff (CDU) entlastet BIG und macht Gewoba flüssig: Die übernimmt für acht Millionen Euro die von Leerstand gebeutelten Immobilien der teilstaatlichen Osterholz-Tenever-Grundstücksgesellschaft – samt Risiko

Bremen taz ■ Die Diskussion um den Verkauf der Gewoba geht in eine neue Runde: Gestern gab Bausenator Jens Eckhoff (CDU) bekannt, dass alle städtischen Anteile an der Osterholz-Tenever-Grundstücksgesellschaft (OTG) von der Gewoba übernommen werden. Die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba bekommt dafür 8,5 Millionen Euro aus Eckhoffs Haushalt. Im Gegenzug übernimmt sie das finanzielle Risiko für weitere Sanierungsarbeiten in Osterholz-Tenever. Dabei könnten leerstehende Wohnungen bis 2018 mehr als 20 Millionen Euro Verluste verursachen, schätzt Eckhoff.

Die erst im Jahr 2003 gegründete OTG gehörte bislang je zur Hälfte der Gewoba und der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG). Bis zum Jahr 2018 sollte sie einen ausgeglichen Haushalt vorlegen. So steht es im Sanierungskonzept von 2002. „Das ist schwer zu erreichen“, stellte Eckhoff schon jetzt fest. „Deswegen sind wir sehr froh über dieses Ergebnis.“ Jetzt liege das millionenschwere Risiko bei der Gewoba. An der ist Bremen zwar zu drei Vierteln beteiligt, dennoch könnte die Stadt nach Einschätzung von Beobachtern von diesem Deal profitieren – weil durch den jüngsten Handel die hauseigene BIG von weiteren Kreditrisiken entlastet wird.

Für die Grünen steht derweil fest: „Die Debatte über einen Verkauf der Gewoba hat sich damit erledigt“, so die baupolitische Sprecherin der Grünen, Karin Krusche. Schließlich verliere die Gewoba an Wert, wenn sie jetzt die Sanierung Tenevers in eigener Regie fortführen müsse. „Alles Quatsch“, hält OTG-Geschäftsführer Ralf Schumann entgegen: Die Gefahr der Privatisierung bleibe „latent“ bestehen – „die Heuschrecken sind so nicht zu verjagen“.

Dennoch blickt Schumann „gelassen“ in die Zukunft – auch wenn derzeit rund 60 Prozent der Wohnungen der OTG leerstehen. Die dadurch bis 2018 entstehenden Verluste beziffert Schumann auf maximal 16 Millionen Euro – rund die Hälfte dieser Summe begleicht jetzt das Land Bremen, im Vorhinein. „Wir haben uns den Schaden geteilt“, so Schumann. Außerdem könne die Gewoba künftig viel schneller entscheiden. „Denn es entfallen die aufwändige Abstimmungsprozesse.“

Die ersten Entscheidungen sind schon gefallen: Wenn die Bauarbeiter in Tenever in den kommenden zwei Wochen ihre Arbeit wieder aufnehmen, werden nicht nur die Sanierungsarbeiten fortgesetzt. Es werden auch rund 220 mehr Wohnungen abgerissen als bisher geplant. Damit werde der Leerstand nach Schumanns Angaben auf 45 Prozent reduziert. Zudem sollen entlang des Geländes der ehemaligen Kessler-Blocks alte Wohnsilos durch neue Reihenhäuser ersetzt werden.

Insgesamt sollen in Tenever bis 2006 rund 70 Millionen Euro investiert werden, 30 Millionen kommen von der Stadt Bremen, 40 Millionen von der OTG. Von den 8,5 Millionen Euro, die jetzt an die Gewoba fließen, hofft Eckhoff sieben Millionen durch weitere städtische Grundstücks- und Immobilienverkäufe zu erlösen. Damit bliebe ein finanzieller Schaden von eineinhalb Millionen übrig, rechnet der Bausenator vor.

In seiner Partei ist der Deal denn auch auf große Zustimmung gestoßen: Es sei eine „für alle zufriedenstellende Lösung gefunden worden“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Helmut Pflugradt. „Damit ist sichergestellt, dass die baulichen Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung in Tenever fortgeführt werden.“ Jan Zier