Fossiles Kraftwerk für die Energiewende

NEUBAU Das Gaskraftwerk in Wedel soll so viel leisten wie das AKW Brokdorf. Pläne sind bald einsehbar

Die Genehmigungsprozesse für ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GUD) in Wedel an der westlichen Landesgrenze zu Hamburg werden konkret. Das Projekt wurde am Montag angekündigt in einer amtlichen Bekanntmachung des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, einer Abteilung des schleswig-holsteinischen Umwelt- und Energieministeriums. Danach soll das GUD mit einer Leistung von 1.443 Megawatt – das entspricht der Leistung des AKW Brokdorf oder des im Bau befindlichen Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg – bis zum 4. Quartal 2016 fertiggestellt sein. Dann soll das benachbarte Kohlekraftwerk Wedel abgeschaltet werden.

„Mit allen Mitteln“ verhindern will eine frisch gegründete Bürgerinitiative das Kraftwerk. Sie befürchtet erhebliche Lärmbelastungen durch Bau und Betrieb des Werks, das nur etwa 200 Meter von einem Wohngebiet und direkt neben einer Ganztagsschule entfernt errichtet werden soll. Zudem bezweifelt sie „die Sinnhaftigkeit“ des weiteren Verbrennens fossiler Stoffe im Hinblick auf die Energiewende. Schleswig-Holsteins grüner Energieminister Robert Habeck hält das GUD-Werk zwar „klimapolitisch gegenüber dem alten Kohlekraftwerk für einen großen Fortschritt“. Allerdings findet er, dass „fossile Kraftwerke im künftigen Energiesystem im Vergleich zu erneuerbaren Energiequellen nur als Reserve- und Ausgleichskapazität“ dienen sollten.

Das 500-Millionen-Euro-Projekt war im November 2011 zwischen dem Hamburger SPD-Senat und dem Energiekonzern Vattenfall unter dem Etikett „Innovationskraftwerk“ vereinbart worden. Es sollte die umstrittene Fernwärmetrasse von Moorburg unter der Elbe hindurch und durch Altona überflüssig machen. Als Standort kamen ein Gelände zwischen dem HSV-Stadion im Altonaer Volkspark und der Müllverbrennungsanlage Stellingen sowie das Grundstück nördlich des Kohlekraftwerks Wedel in Betracht. Aus Kostengründen entschied der Konzern sich im Juni für Wedel. Das Kraftwerk solle „modernste Kraft-Wärme-Kopplung“ nutzen und Windstromüberschüsse speichern, teilte Vattenfall mit.

Der Antrag samt Umweltverträglichkeitsprüfung wird vom 27. August bis 29. September unter anderem im Rathaus Wedel und der Hamburger Umweltbehörde zur Einsicht ausgelegt. Anschließend können Betroffene Einwendungen erheben. Eine öffentliche Erörterung des Projekts ist für den 21. November vorgesehen. SVEN-MICHAEL VEIT