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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

„In Berlin da ist die Scene, da fahren die jungen Leute hin“. Caterina Barbieri aka Missin Cat ist 2007 in die Stadt eingereist. 2009 veröffentlichte sie mit „Back on my feet“ ihr erstes Album, 2011 folgte „Wow“. Zu hören gibt es sonnigen Pop mit hohem Freundlichkeitsfaktor. Auf der ersten Platte folgt die Sache noch etwas deutlicher einem Singer/Songwriter-haften Minimalismus, auf der zweiten macht sich vergleichsweise Opulenz breit, denn neben der Gitarre kommen nun auch Piano, Streichinstrumente und diverse Spielereien zum Einsatz, halten sich aber ruhig und beruhigend im Hintergrund. Wer bei all dem an die perfekte Untermalung für einen Telekom-Werbespot denkt, liegt falsch. In Wirklichkeit wurde nämlich ein Nintendo-Werbespot mit einem Lied der gebürtigen Italienierin ausgestattet, die sich live in der Regel nur mit Gitarre und Cello präsentiert. Man mag hier treffend von einer puristisch entschlackten Version der reizenden britischen Psapp sprechen. Barbieris Gesangsstimme setzt jedoch noch einen anderen, eigenen Akzent. Der Musikexpress siedelt sie „irgendwo zwischen Micky Maus und Schmirgelpapier“ an. Tatsächlich ist es natürlich – siehe Name – „Katzenmusik“. Do, 23. 8., 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

F.S.K. können hierzulande mit Fug und Recht als eine der wesentlichen (und hörbaren) Avantgarde-Bands durchgehen. Bemerkenswert an ihnen ist zudem, dass man dies über sie seit 1980 (also eine lange Zeit schon) sagen kann und dass dieses Urteil sich nicht auf die erste oder zweite Platte stützen muss, deren Erbe man seitdem verwaltet, sondern durch das gesamte Werk bestätigt wird. Wer wissen will, was es bedeutet, auf der Linie der Distanz und Kritik zu gehen und diese Linie – jetzt mal ästhetisch und stilistisch gesprochen – sehr breit zu machen, hört sich F.S.K. an und bekommt womöglich eine Ahnung. Keine Angst vor dem Diskurs, aber auch keine Angst vor der in breiten Kreisen diskreditierten Volksmusik, keine Angst vor elektronischer Tanzmusik, aktuell: keine Angst vor Clubsounds. Und dies alles – vor allem auch dafür Danke – ohne einen Anflug von Aufdringlichkeit und Eitelkeit. Fr, 24. 8., 22 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

Gestartet als Zachary Cole Smiths Soloprojekt wurde aus Dive zuerst eine feste Band, dann eine feste Band namens DIIV. Unter diesem Namen hat das Quartett aus New York vor kurzem sein erstes Album vorlegt, ein solides Werk, das zu den letzten Sonnenstrahlen der vergangenen Woche genauso passt, wie zu einer trüben englischen Wettersuppe, die hier ja auch nicht unbekannt ist. In musikalische Begrifflichkeiten übersetzt heißt dies: die New Yorker tummeln sich in einem Bezugsfeld, das auf der einen Seite im 80er-Wave endet, auf der anderen Seite vom Shoegaze begrenzt wird. Der düster-wabernde Grundsound sitzt fest auf einem monoton vor sich hin treibenden Schlagzeug, statt Knalleffekten und eingängigen Refrains prägt eine durchgehend repetitiv vor sich hindudelnde Gitarre das Erscheinungsbild. Kühl, im Sinne von cool. Mi, 29. 8., 20 Uhr, Aalhaus, Eggerstedtstraße 39

NILS SCHUHMACHER